Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

194 
Allerlei Schicksale. 
endliche Friede" festlich begangen werden. Dies geschah ain 10. August 1650 durch 
Abhaltung einer Dankprocession, durch Celebrirling eines feierlichen Gottesdienstes, 
durch „Freudenschüsse aus großen und kleinen Stnckhen und Musketen" und ein 
festliches Mahl. Unter die „Gmain und armen Leut'" aber vertheilte der Magistrat 
auf Kosten des Ungeldamtes acht Eimer Wein und „verehrte" außerdem den 
Kapuzinern fünf Eimer?") Auch in der Folge ivurde alljährlich an dem gleichen 
Tage „der Frieden ansgeblasen" (durch Troinpetenfanfaren neuerdings verkündet) 
und durch kirchliche Processioilen gefeiert?') 
Der harte Druck, welcher in der geschilderten Sturm- und Drangperiode 
auf der Stadt Gmunden lastete, war um so empfindlicher, als er eine gegen 
früher bedeuteild geringere Anzahl von Einwohnern traf. Die im Jahre 1627 
beendete Gegenreformation hatte, so viel die Stadt Gmunden mit der Vorstadt 
vor dem Christophsthore, also ohne Traundorf anbelangt, 65 Hallsbesitzer allein, 
sohin die Inwohner nicht gerechnet, unbarmherzig aus der trauten Heimat ver¬ 
trieben und hiedurch die Anzahl der Bürger auf 30, die der Mitbürger auf 290 
herabgedrückt?") Schon 1634 fanden sich nur mehr 28 Bürger und etwa 250 Mit¬ 
bürger, bis 1640 aber wareil jene auf 24, diese aus 226 herabgesunken. Diese 
24 „wirklichen Bürger" waren größtentheils unvermöglich und hatten im Kampfe 
um das tägliche Brot „hart zu schwimmen und zu Watten". Auch befaubeu sich 
unter ihnen nrehrere „arme Wittiben, so mit ihren höchsten Rotten zu thlien haben". 
Die 226 Mitbürger zerfielen in 90 Handwerker, 106 Ka»imergutsarbeiter (d. i. 
Salzarbeiter jeder Art) und 30 Taglöhner. Die Handiverker waren nur zum 
geringsten Theile Hausbesitzer. Auch von den Kammergutsarbeitern besaß „nit 
der dritte Thail" Häuser, und wenn schon einer ein solches hatte, so war es nicht 
mehr als 15 — 20 fl. wert; die anderen zwei Drittel dieser Leute waren infolge 
der elendei: Zeitverhältnisse und der hiedurch bedingten Arbeitslosigkeit gänzlich 
verarint, und mußten daher „an den Freitagen dein Almosen nachgehen". Einen 
weiteren starken Rückgang erfuhr die Bevölkerungsziffer theils durch Todesfälle, 
theils durch Auswanderung infolge des mangelnden Verdienstes im Laufe des 
nächsten Decenniums: 1649 zählte die Stadt (ohne Traundorf) nlir mehr „bei 
50 würkliche, aber ganz nnvermügliche, notleidende Bürger und Handwerker", 
der Rest waren „arme Kammergntsarbeiter". Die Einwohnerzahl überhaupt aber 
war im Vergleich zu früher derart gesunken, „daß nit der dritte Teil mehr, 
wie zuvor gewesen, bestehen thuet".") 
Ein nicht minder trauriges Bild bot infolge der langen und harten Kriegsnoth 
die Stadt selbst dar. Von ihren 211 Häusern, welche sie in der gedachten Aus¬ 
dehnung damals besaß, waren nämlich nur noch 86 — 40 7 °/0 bewohnt. Von den 
übrigen 125 waren in der Bauernbelagerling 36 niedergebrannt, während 89 
theils von den Emigranten verlassen (65), theils von den Soldaten ruiturt (24), 
„leer und ödt" standen, allmählich einfielen oder sonst „zu Boden (Grunde) giengen". 
Das Traundorf zählte 1645, soweit es damals zur Stadt gehörte, 56 Häuser.") 
Von diesen galten aber nur 7 — 12'5 % als „aufrichtige Feuerstätten", die anderen 
49 dagegen waren „lauter leere, öde, ruinirte, eiugefalleue und unbewohnte Häusel". 
Die Bewohner aber waren noch zehn Jahre später „lauter arme Leut', welche
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.