Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksals. 
beklagte, richtete nicht nur nichts aus, sondern die Reiter wirtschafteten „noch 
übler und ärger als zuvor, jagten die Weiber, Kinder und das Gesinde ans den 
Häusern, schlugen die Fenster ein, warfen das Connnißbrot ans die Straße" und 
mißhandelten ihren Hauswirt, wenn nöthig „mit dem Degen in der Fällst" so 
lange, bis er ihnen den Willen that. Ans diese Manier erzwangen sich die Sol¬ 
daten mitunter „Gasterehen", bei denen 10 —15, ja auch 20 — 30 „Khandl Wein 
auf einem Sitz" geleert wurden. SDiit diesen Reitern „hat die Bürgerschaft so viel 
ansgestanden, daß sie lieber doppelt so viel Fußvolk im Quartier gehabt hätte". 
Der Schade, den sie erlitt, wird mit 3000 fl. Rh. beziffert, wovon man ihr bloß 
den dritten Theil an den Landstenern in Abrechnung brachte, das Uebrige aber 
niemals bezahlte. Richt besser ergieng es der Stadtcassa: Das von ihr an die 
Ofsiciere geleistete „Deputatgeld" erreichte die Gesammthöhe von 2000 fl., während 
sie ans wiederholtes Bitten bloß 600 fl. von den Landständen rückvergütet bekam. 
Rach fast sechswöchentlicher Ainvesenheit zogen endlich diese Truppen anfangs 
März 1632 nach Niederösterreich ab.-7) 
Um diese Zeit war die Geldnoth unter der Bürgerschaft bereits sehr hoch 
gestiegen. Als die Landstände unterm 12. März 1632 ei» „belvegliches Ersuchungs¬ 
schreiben" an den Stadtmagistrat richteten und ihn unter Hiinveis aus die im 
Lande befindliche Soldateska um ein Darlehen angiengen, waren die Bürger wegen 
der „bei ihnen grassirende» Armuth" kaum im Stande, einen Betrag von 4—500sl.Nl>. 
theils in Geld, theils in „Silbergeschmeidt, gebleichter, härbener und rupfener 
Leinwath" aufzubringen."^) Aber auch das landesfürstliche Salzamt »hu meist 
in arger Geldverlegenheit, und sah sich z. B. im September 1633 außer Stande, 
„bei gänzlicher Erschöpfung der Amtscassa das Salzwesen noch weiterhin zu 
betreiben"."") 
Trotz alledem wurde mit den Einquartierungen kein Stillstand gehalten. 
Am 19. Jänner 1634 wurden der Stab und zwei Compagnien in der Stärke 
von 500 Mann, welche dem kaiserlich Webel'schen Regiment zu Fuß angehörten, 
bei den Bürgern untergebracht. In jedem Hanse waren mindestens drei, in vielen 
gar acht bis zehn Mann einquartiert?") Dies verursachte dem Stadtsäckel starke 
Auslagen an „schweren Tafelgelder>>" für die Ofsiciere, die sich dafür selbst ver¬ 
pflegen sollten?') Dieses Tafelgeld betrug für den Obristen Anton Webel 
„außer den anderen Servitien" (Salz, Essig, Holz und Licht) und über das ihm 
zugesprochene „Monatsgeld" von unbekannter Höhe wöchentlich 200 fl., für 
den Hauptmann Schneider 20 fl., für die übrigen Ofsiciere 5 — 9 fl. Rh. Die 
Mannschaft und der große Troß wurden von ihren Quartiergebern in natura 
verpflegt, wobei es aber auch an Gelderpressungen nicht fehlte. Wie gewaltthätig 
übrigens diese Leute sich hier benommen haben, mag aus Folgendem ersehen 
werden. Obwohl nämlich genug leere Häuser zur Verfügung gestanden wären, 
erklärten die Ofsiciere, weil sie sich in denselben nicht behaglich fühlten, kurzweg 
einige der bewohnten Bürgershäuser als „Frehquartiere", vertrieben ihre Eigen¬ 
thümer daraus und nahmen davon Besitz. Für den Obristen Webel aber mußten 
gar „zu dessen besserer Accomodirung etliche Häuser zusammengebrochen werden". 
Am 2. März 1634 wurde diese Soldateska endlich von hier abgeführt/'") In
	        
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