Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale, 
seiner Wirtin, als sie ihn: zum Abzüge kein Geld geben wollte, einige Stücke 
Silbergeschirr.") Diese Soldaten wurden bald darauf durch 150 Fußknechte unter 
dem Hauptmann T h o m a Zoll (T a n n a z e l), die bisher in Schwanenstadt 
gelegen waren, abgelöst.12) Das Garnisongeld, welches die Bürger für diese 
Leute aufbringen mußten, belief sich für die Sommernionate allein auf 876 fl. 
5 ß 23 4 Rh.") Da sich dieselben im November 1627 noch immer hier befanden, 
und die bairischen Truppen überhaupt erst im Frühlinge des nächsten Jahres die 
Stadt endgiltig verließen, so ist dies ein Beweis, daß die Eingabe, welche die 
sieben landesfürstlichen Städte anfangs September „in tiefster Demuth" an den 
Kurfürsten Maximilian von Baiern gerichtet hatten, damit er die Ab¬ 
führung der Soldateska verfüge, sie dadurch „wieder auf die Bein' kommen und 
ein grünes Zweig erreichen mögen", ohne Erfolg geblieben ist.") 
Im Uebrigen fehlen bis 1632 weitere Nachrichten von neuerlichen Ein¬ 
quartierungen. Man hatte wahrlich an den bisherigen vollauf genug. Denn durch 
die andauernden Militürlasten war „die arme Bürgerschaft und Gmain ganz und 
gar erschöpft und ersaygert"; manche von ihnen waren „in dem äußersten Grad 
ruinirt", und hatten „neben einer großen Schuldenlast nichts als arme Weib' 
und Kinder im Hause". Ebenso verarmt war auch die Stadt selbst in ihrem 
„aerario“, so daß sie kaum ihre „nothwendigen Officier' (Beamten) besolden", 
und von ihren Schulden nur mit Mühe den dritten Theil der jährlichen Interessen, 
geschlveige denn eine Capitalsrate abzahlen konnte, wodurch die Schuldenlast be¬ 
drohlich anwuchs. Da überdies Handel und Wandel gänzlich darniederlagen, die 
Wochennrärkte und auch die Salzansfnhr zu Lande aufhörten, weil sich der 
Soldateir wegen kein Bauer oder sonstige Getraidehändler nach Gmunden getraut 
hatten, so war „letztlich nichts als der gänzliche Untergang zu erwarten" gewesen.") 
Unter diesen Umständen war es ein Glück zu nennen, daß der Bauernaufstand, 
welcher sich im August 1632 unter Anführung des „Predicanten" Jakob 
G reim bl im Hausruckviertel erhoben hatte, die Stadt Gmunden und das 
übrige Salzkammergut nicht unmittelbar berührte. Doch legte derselbe dem Stadt¬ 
säckel dadurch ein empfindliches Opfer auf, daß sich der Magistrat genöthigt sah, 
im Vereine mit dem landesfürstlichen Salzamte zur Befestigung des „allhiesigen 
Hanptpaß', damit denen rottirten Rebellanten ihr vorgehabter Marsch in das 
Trannviertel abgeschnitten werde", sowie zur Beschaffung von Munition einen 
Betrag von über 3000 fl. Rh. aufzuwenden.") In dieser Summe waren übrigens 
auch die Kosten inbegriffen, welche daraus erwuchsen, daß der Magistrat dem 
Grafen Franz KhevenHüller zu Frankenburg, welcher stets auf die Deckung 
Gmundens bedacht mit seinen Unterthanen gegen die Aufständischen vorrückte, 
100 Musketiere zur Verfügung stellte.") In Gmunden fanden sich weiter am 
23. August der Pfleger von Almegg,") Wolf Gaßner, der Hvfschreiber zu 
Kremsmünster, Wolf Albrecht, und der Pfleger zu Seisenburg, Andre Rößl 
ein, um in dem Hause des Bürgers Martin Hueber (dermalen Traungasse 
Nr. 1) mit dem Pfleger von Ort, Tobias Ernst G renn er von Thalhofen < 
und anderen Herrschaftsbeamten der Umgebung darüber zu berathschlagen, „was 
wider die Rebellen fürzukehren sei".") Ihren Beschlüssen entsprechend verfügte
	        
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