Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale. 
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3. Anderweitige Drangsale. 
Mit der Beendigung des Bauernaufstandes waren für die Stadt Gmunden 
die bitteren Tage noch lange nicht vorüber. Seine empfindlichsten Nachlvehen 
wurden durch den Umstand hervorgerufen, daß die zur Stillling des Aufruhrs 
verwendeten Truppen sammt und sonders in Oberösterreich überwinterten/) lind 
daher auch Gmunden mit einer entsprechenden Einquartierung bedacht wurde. Es 
kamen dahin z» Anfang December 1626: 300 Mann Fußvolk, 30 Reiter und 
der übliche Troß.") Sie gehörten z>l den Truppen des Statthalters Herberstorff 
und standen unter dem Befehle des Obristen Walkhamb und seiner Capitün- 
lieutenante Georg Ri dt und Jakob Zin von Zinaburg?) Ihr Haupt¬ 
quartier befand sich in dem Hanse Nr. 7 auf dem Nathhansplatze. Diese Soldaten 
trieben es nicht besser als ihre Genossen an anderen Orten, und da eine geregelte 
Verpflegung derselben auch hier nicht bestand, so lvar die Bewohnerschaft schutzlos 
ihrer Willkür preisgegeben. Wenn von den anderen landesfürstlichen Städten 
berichtet tvird, daß dort die Soldaten a» vieleil Häusern einen großen Schaden 
verursachten, indem sie alles Holz und Eisenwerk herausgebrochen haben/) so ist 
solches auch zu Gmunden geschehen, und wurden von denselben 24 Wohnobjectc 
derart „ruinirt", daß sie dem Einfallen nahe waren?) Auch sonst waren die 
Kosten dieser Garnison sehr bedeutend. Die Officiere erhielten auf Rechnung des 
Kammeramtes wöchentlich ein gelvisses „Deputat" an Geld unb Wein, ferner das 
nöthige Holz, Licht, Salz und Essig. Die Unschlittkerzen, welche der Oberst sammt 
seinem Gefolge benöthigte, kosteten allein mehr als 150 fl. Rh?) Außerdem mußte 
bis Ende März 1627 von jedem Hanse wöchentlich ein „Garnisongeld" von 
nahezu 6 fl. bezahlt werden, welches zlir Verpflegung der Soldaten (per Mann 
und Tag 7 kr.) diente und erst später allmählich und in dem Maße, als diese 
abzogen, herabgesetzt wurde/) Mancher „Kämmergutsarbeiter" hatte hiebei drei 
bis vier Soldaten im Quartier. Auf einem Grundstücke des Wolf Plassauer 
am Hof, also wohl auf der heutigen Weyerwiese, mußte das Kammeramt mit 
ziemlichen Kosten für die Soldaten einen „Tummelplatz zum Ringelrennen" er¬ 
richten?) Um den Oberst Walkhamb auch sonst bei guter Laune zu erhalten, 
verehrte ihm der Magistrat „mit silbern' und vcrgoldtes Gieß- und Handbecken" 
von bedeutendem Werte?) Trotzdem „tribulirte" der Oberst die Bürger nw er 
nur konnte. Als der Bürger Schefpenkher Ende Februar 1627 vier Fuhren 
Wein erhalten hatte, ließ er ihm ohne Weiteres und unter Androhung von 
Gewalt durch den Fähnrich Mag enstein und den Feldtwäbel Hans Gnndler 
zwei Fässer von zusammen 28 Eimern mit dem Bedeuten abnehmen, daß ihm 
der Wein gebühre/") Daß es bei einem solchen Beispiele der gemeine Mann nicht 
besser machte, liegt auf der Hand. Plünderungen unb Erpressungen aller Art 
ivaren daher an der Tagesordnung, umsomehr, als es ja viele Bewohner heimlich 
oder offen mit den Rebellen gehalten hatten, und man hierin einen Freibrief für 
ein schonungsloses Vorgehen erblicken mochte. Und in der That war die Be¬ 
völkerung durch die „Tribulationen und Schläge der Befehlshaber und Soldaten 
stark heimgesucht". Obrist Walkhantb rückte mit seinen Truppen zu Pfingsten 
1627 von Gmunden ab. Bei dieser Gelegenheit raubte der Capitänlieuteuant Zin
	        
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