Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
Ortschaft auf der Südostseite und drangen daun durch die obe» erwähnte Mulde 
gegen das Gehölz vor. Dort hatten sich mittlerweile die Bauer» durch Absingung 
der geistlichen Lieder: „Es wolle uns Gott gnädig sein", „Eine feste Burg ist 
unser Gott" und „Erhalt' uns, Herr, bei deinem Wort" zum bevorstehenden 
Entscheidungskampfe gestärkt. Auch hielt der Student Ca sp ar ns mit weithin 
schallender Stimme eine Predigt, welche die Vorposten der anrückenden Truppen 
deutlich verstehen konnten nild die mit den Worten schloß: „Der Herr ist für uns 
gestorben, so wollen denn auch wir für ihn sterben", Nun warteten die Bauern 
den Angriff der Verbündeten nicht weiter ab, sondern schrieen insgesammt dreimal: 
„Jesus, steh' uns bei, hilf uns, verlass' lins ilicht" und brachen — es mochte 
bald nach 12 Uhr Mittags gewesen sein — plötzlich auf beiden Seiten zugleich 
„mit großer Furia" aus dem Walde hervor. Durch diesen wüthenden Anprall, 
der „zli verwundern gewest", geriethen die Kaiserlichen trotz tapferer Gegenwehr 
in arge Verwirrung, wurden in die erwähnte Mulde hineingetrieben und unter 
Zurücklassung der Geschütze „zu Roß und Fueß in die Flucht gebracht". Voll 
den Bauern verfolgt, erreichten sie die Stadt in gänzlicher Auflösung ans dem 
Umwege über die „Traunleithen" gegen 2 Uhr Nachmittags. Ihre Flucht vollzog 
sich in solcher Hast, daß sich bei deul Gedränge, welches an deul „Thürl" uuter- 
halb des Spitales entstand, gegen 20 Soldaten den Hals brachen, während bloß 
zwei Bauern vor dem Oberen Thore erschossen wurden. Die ganze Stadt war 
null „mit Reitern und Knechten voll angeloffen, also daß man ailderst nit vermaint 
(hat), es sei mit der (um die) Armada ganz und gar gescheheil". Da war es 
ein bei Pappenheiin's Nachhut befindlicher Cvmmissär des bairischen Fuhr¬ 
wesens („Umseher"), der in die Stadt geritten kam und die Obristen Löbl und 
Brelliier fragte, „ob sie sich nit schämen, den General voll Pappeuheimb mit 
seinem Volk, der noch so frisch und herzhaft mit ben Bauern fechten thue, also 
stecken zu lassen".154) Sein Zureden brachte es endlich zuwege, daß „die Flüchtigen 
um 3 Uhr wieder hinausgesetzt" haben. Sie kamen aber schon „pcmt festnm“, 
da Pappenheim bereits den Sieg erkämpft hatte. 
Bei dem ersten ungestümen Anprall der Bauern hatten sich seine „Reiter und 
Knecht' wie am' Ketten zusammengehalten" imb waren daher nicht in Unordnnng 
gerathen. Trotzdeul bedurfte es der größten Anstrengung, in dem nun folgenden 
erbitterte» Kampfe „tvider diese rasenden, tvüthigen Bestien" zli bestehen. Lange 
wogte derselbe unentschieden hin und her, und Pappen heim selbst bezeugt, daß 
er „nie ein hartnäckigeres, mehr disputirteres, grausameres Fechten gesehen". 
Hiebei war es für die bairischen Truppen ein Glück zu nennen, daß die Bauern, 
welche die Kaiserlichen in die Flucht gejagt hatten, deren Verfolgung aufnahmen, 
anstatt sich gleichfalls gegen Pappenheim zu wenden. Ebenso ist kein Zweifel, 
daß alich seinen Regimentern, wenn sie die Niederlage der Kaiserlichen wahr- 
genoulmen hätten, der Muth geslinkeu wäre. So aber drangen sie, wegen der 
Lage des Schlachtfeldes' hierüber in Unkenntnis, lind, obwohl von den todes- 
luuthigen, grimmigen Gegnern siebenmal zurückgedrängt, ebenso oft wieder in 
guter Ordnung vor, zumal sie schließlich Pappenheim selbst „von Neuem an¬ 
geführt und ihnen als ein wackerer Obrister auf das Beweglichste zuegesetzt hat". 
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