Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale. 
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aus der Vorstadt vor dem Christophsthore wieder iu ihr Lager an dein Kogel 
begeben hatten, »in 1 Uhr Nachmittags. Trotzdem wurde der Angriff auf diese 
vortheilhafte Stellung des Gegners, vermuthlich iveil die Kurze des Tages einen 
günstigen Erfolg nicht sicher erscheinen ließ, ans den kommenden Morgen ver¬ 
schoben. Aber die Bauern „haben daselbst den Stich nit gehalten", sondern zogen 
nach Verbrennilng des Lagers unter Zurücklassung ihres einzigen Geschützes, da 
dieses Jeine Räder hatte, noch vor Tagesanbruch „in aller Still'" cifc.146) 
Sv war nun nach mehr als vierivöchentlicher Belagerring der sehnlichst 
erwartete Entsatz der Stadt Gmunden zur Thatsache geworden lind die geäugstigten 
Bewohner konnten um so freier aufathmen, als an demselben Sonntagsmorgen, 
der zugleich das Fest des Landespatrviies Leopold brachte, die Kunde einlangte, 
daß die Bauern ihren Weg nach Vöcklabruck genommen und sich dabei „meist 
zertrennt und voneinander gelassen" hätten. Zu ihrer Verfolgung brachen nun 
die Verbündeten um 9 Uhr Vormittags auf und rückten unter Zurücklassung eines 
Theiles der Reiterei „ain Regiment nach dem andern durch die Stadt »lud iu 
das freye Feldt hinaus". Als sie das „Paurtholz" passirt"^) und mm freien 
Ausblick gegen Pinsdvrf zu gewonnen hatten, bemerkten sie oberhalb dieses Ortes 
an dem Gelände des gleichnamigen Berges eine Bauernschar, die sich mit der 
Abhaltung ihres Gottesdienstes beschäftigte. Die geringe Anzahl derselben — 
es waren kaum 300 Mann — schien die vorerwähnte Nachricht von dem Aus- 
einauderlauseu der Bauern zu bestätigen. Auf diese Schar ließ nun der Oberst 
Löbl, nachdem er mit einem Theile seiner Truppen links von der Straße ab¬ 
geschwenkt war, aus den mitgebrachten Geschützen vier Schlisse abfeuern. Auf 
das hin zog sich jene hinter Pinsdorf iu nordöstlicher Richtung auf den auch von 
der Straße aus sichtbaren, langgestreckten Hügel zurück, an dessen südöstlicher 
Abdachung die kleine Ortschaft Buchen gelegen ist. Ehe wir nun unsere Schilderung 
weiter verfolgen, wollen wir zur Orientirung für den Leser, dem der beiliegende 
Situationsplan überdies ein lvillkommener Führer sein dürfte, einiges über die 
Lage und Beschaffenheit der nun in Betracht kommenden Oertlichkeit vorausschicken. 
Die Ortschaft Buchen besteht in ihrem Haupttheile aus drei nahe beieinander 
gelegenen, von Obstbäumen umgebenen Gehöften, die schon zur Zeit des Bauern¬ 
krieges existirt haben.148) Zwei andere, kleinere Objecte liegen von jenen völlig 
isolirt, das eine (Nr. 8) östlich davon, das andere (Nr. 7) in westlicher Richtung 
an der Straße von Buchen nach Pinsdorf. Außer dieser Fahrstraße, welche biefen 
Ort dicht am Friedhof vorüberziehend erreicht, dlirchquert oberhalb derselben noch 
eine zweite das sanft ansteigende Gelände des oben erwähnten Hügels, verbindet 
Buchen mit Jnnergrueb und übersetzt die Eisenbahn bei Kilometer 97°6. Auf 
den Grundstücken, welche diese beideil Fahrwege nächst Buchen durchziehen, spielte 
sich der größte Theil des blutigen Kampfes ab, welcher in der Geschichte unter 
dem Namen „die Schlacht bei Gmunden" bekannt ist, weshalb noch heute 
einige Parcellennahe dem Hause Nr. 7 „das obere und untere Schlachtland" 
und „der Schlachtland-Anger" heißen. Den oberen Theil des Hügels nahmen 
einst zwei Gehölze ein, zwischen welche sich die vorgelagerten Felder von unten her 
derart einschoben, daß nur noch ganz oben auf der Höhe ein schmaler Waldstreifen,
	        
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