Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

172 
Allerlei Schicksale, 
überschritten anr 11. November, einem Mittwoch, etwa 500 Bauern, darunter 
26 Berittene, unter dem Commando des Hauptmannes Tobias Mayr bei der 
Haselmühle (Theresienthal) die Traun, besetzten die hinter Mühlwang gelegenen 
Anhöhen „alif der Eben" (Standort der Villa A. Dörr, Schlagen 51) und den 
„Weinberg" und rückten um 4 Uhr Nachmittags in Traundorf ein. Dort fielen 
ihnen einige Salzburger Kaufleute in die Hände, welche sie rein ausplünderten 
und am nächsten Tage in das Lager an dem Kogel führten. Da der Anschlag 
der Bailern glücklicherweise den Belagerten nicht unverborgen geblieben war, so 
konnte Bechter gerade noch rechtzeitig den Bruckthurm besetzen, das unter diesem 
befindliche, wie auch das Traunthor sperren, und die Brücke durch Abwerfen 
mehrerer Streubäume ungaiigbar machen lassen. Dafür stellten die Bauern an 
der heutigen Schiffslände, beim Hause des „Petern Tischler" einen starken Wacht¬ 
posten auf und versicherten sich der Mithilfe der Bewohner des Traundorfes, denen 
sie befahlen, am nächsten Morgen um 7 Uhr allesammt bewaffnet bereit zu stehen. 
Die meisten derselben waren ohnehin mit den Bauern „guet' Freund", wie denn 
in der Stadt die Ansicht vorherrschte, es seien „die Traundorffer und Bauern 
ainer Meinung und ainer so guet als der Ander'". Hievon gibt auch folgender 
Vorfall Zeugnis, der sich noch am selben Abende zutrug. Durch den eilig voll¬ 
zogenen Thorschluß waren mehrere in Tranndorf wohnhafte Schisfleute, darunter 
der Nauferg Christoph Egger, vul^o „SchWarzendschuster" in die Stadt 
versperrt worden. Als nun der Obristlieutenant wie gewöhnlich einen Soldaten 
mit der Losung für den nächsten Tag nach Ort schicken wollte, machten sich jene 
erbötig, ihn hinüberzuführen, was Bechlcr mit dem Befehle gestattete, daß sie 
als Unterthanen der Herrschaft Ort im dortigen Schlosse verbleiben sollen. Kaum 
aber hatten sie mit ihrem Schiffe den Wassergattern hinter sich, als sie nicht nach 
Ort, sondern gegen das Traundorf zu steuerten, und dort bei der Bauernwache 
landeten. Auf die Frage des dort anwesenden Hauptmannes Mayr, wer da sei, 
gaben sie zur Antwort: „Schöffleuth' und guett Freund". Nun merkte der Soldat, 
daß er sich unter den Rebellen befinde, und sprang, um ihnen zu entrinnen, in 
den See. Da aber hat ihm „der Mayr zu Roß mit bloßem Degen nachgesetzt und 
ihn niederhauen wöllen. Der Soldat aber ist in die Tiefe des Wassers geflohen 
und darin ersoffen". 
Nach Einbnich der Dunkelheit verließen auch die Bauern am Kogel „hausfeu- 
weis" das Lager und besetzten die Häuser der Vorstadt in ihrer ganzen Aus¬ 
dehnung. Diese bedrohliche Annäherung hatte Bechler vorausgesehen und 
deshalb schon mehrere Tage zuvor den Befehl an die Besitzer jener Häuser ge¬ 
richtet, daß sie dieselben abdecken sollen, widrigens er „die Ungehorsamen spießen 
lassen werde". Trotzdem unterblieb die Durchführung dieser Maßregel, und nun 
gewährten jene Objecte dem Feinde eine treffliche Deckung. Thatsächlich eröffnete 
dieser noch am nämlichen Abend sowohl von hier, als auch vom Traundorf aus 
ein lebhaftes Feuer, welches bis in die Nacht hinein andauerte und von den 
Soldaten kräftig erwidert wurde. Als Erfolg desselben wird berichtet, daß die 
Bauern von der Vorstadt ans „zwei Soldaten geschädigt", und die auf dem Bruck¬ 
thurm postirteu Musketiere einen Bauern „durch den Schenkel geschossen" haben.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.