Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale, 
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sich Bechler dahin ans, daß man zunächst die Ortschaften am rechten Traunnfer 
besetzen, mit der Hauptmacht aber über Vöcklabruck nach Gmunden ziehen solle, 
weil man hiednrch den Feind in die Mitte bekomme und ihn also zwinge, entweder 
sich zn verlanfen oder aber eine Schlacht zu liefern.139) Ans diesen Umständen 
mußte Bechter den Schluß ziehen, daß die ersehnte Hilfe nun wirklich schon 
nahe sei. Als sie aber am 8. November noch immer nicht eingetroffen war, sandte 
er, um sie zu beschleunigen, seinen Capitänlieutenant an den General Pappen¬ 
heim.'") Allch versuchte er die Bauern „mit guten Worten" zum Abzug zn 
bringen und hielt deshalb in eigener Person am 9. November in ähnlicher Weise, 
wie dies der Capitänlieutenant gethan hatte, durch länger als eine Stunde mit 
dem Studenten Casparils Rücksprache. Hiebei entnahm er dessen Aeußerungen, 
daß er sich von dem Herzog Johann Ernst von Sa chsen - Weim ar und 
dem Grafen Mansfeld, zwei hervorragenden Parteigängern der Evangelischen 
im Delitschen Reiche, Hilfe ertvarte. Dies dürfte wohl der Grund gewesen sein, 
weswegen es Bechler nicht gelang, die „stinkenden, gottlosen Bauern" los zil 
werden. Doch erreichte er wenigstens, daß diese ihre Feindseligkeiten auch jetzt 
noch nicht wiederaufnahmen."') 
Inzwischen war das Heer der Verbündeten am 8. November von Linz nach 
Eferding aufgebrochen, welche Stadt die Bauern tvieder besetzt hatten. Dort kam 
es am 9. November bei dem nahegelegenen Dorfe Emling zu einem heißen Kampfe, 
der mit einer schweren Niederlage der Bauern endete. Nach dieser Schlacht zog 
ein Theil derselben nach Gmunden.'") Ihre Ankunft daselbst entfachte den 
Kampfesmuth des Studenten Casparns und seiner Streiter aufs Neue, und 
zwei andere Studenten, die mit jenen angelangt waren, begeisterten sie durch ihre 
Predigten zum äußersten Widerstände. Sie suchten nun ihre Reihen durch ein 
emsiges Aufgebot in der ganzen Umgebung zu verstärken, wozu nicht mehr bloß 
einzelne Ansager, sondern ganze Scharen, die man insgesammt auf nahezu 
1000 Mann schätzte, die Bauern der Pfarren Laakirche», Roitham, Wimsbach, 
Vorchdorf, Kirchham, Ohlstvrf, Pinsdorf und Altmünster mit allem Nachdrucke 
„unter die Wöhr zu bringen" trachteten. Dies gelang ihnen, soviel allein die 
Herrschaft Ebenzweyer betrifft, bei 207 Unterthanen des dortigen Hof- und Laa- 
kircheramtes. Dabei wurde der Bauer Wolf Göttinger zu Thalham, Pfarre 
Ohlstorf, iveil er nicht mitzog, „dahaimb bei seinem Haus erschlageir". Den 
Besitzer des Gutes „im Staudach", Pfarre Laakirchen, Hans Wan ger, Unter¬ 
than der Herrschaft Ort, erschlugen die Bauern gleichfalls, iveil er zwar dem 
Aufgebot Folge geleistet, sich aber schon nach zivei Tagen ivieder nach Hause 
begeben hatte.'") In der Viechtau und unterin Traunstein konnte man die 
Auftreiber auch des Nachts mit brennenden Fackeln laufen seheii. Der Student 
Casparns aber hatte sich zu demselben Zwecke mit seinem Gefolge bereits am 
10. November in die Gegend von Vöcklabruck begeben, und wollte dort unter 
Anderen auch einen Adeligen, den Stephan von Engel zu Schöndorf, mit 
Gewalt zum Mitziehen nöthigen. Auf diese Weise wuchs die Zahl der Bauern 
vor Gmunden auf dreitausend an. Gleichzeitig giengen diese nun viel energischer 
als zuvor daran, die Stadt selbst in ihre Gewalt zu bekommen. Zu diesem Ende
	        
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