Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
aus dem Salzburgischeu bekommen hätten und daß ihre Anzahl dermalen nahezu 
fünfzehnhundert betrage."?) Sie suchten aber diese durch starkes Austreiben in 
der Umgebung nach Möglichkeit zu verstärken, wie denn insbesondere „der Plankh 
und der Wirt zll Laakirchen"128) in der Roithamer Pfarre thätig waren. Auch 
erwarteten sie für deu 30. October den Zuzug „eines anderen Studenten mit 
200 Bauern"."") Dieser Predicaut traf zur besagten Zeit mit seiner Schar auch 
wirklich im Bauernlager ein und inaugurirte seine Ankunft durch Abhaltung einer 
Predigt, zu welcher der Student Casparus auch deu Bewohnern der Vorstadt 
zu erscheinen befahl, widrigenfalls er „sie abbrennen" oder aber einen jeben 4/3 4 
Strafe bezahlen lassen werde. An diesem Tage verhielten sich die Bauern übrigens 
vollkommen ruhig."") Erst in der folgenden Nacht verübten einige von ihnen 
in der Kuferzeile einen Gewaltact. An deren Ausgange hatten ihre Führer einige 
Lerite ails dem sogenannten „Dörsfel", d. i. der heutigen Ortschaft Pichl, die es 
wohl oder übel mit den Bauern hielten, als Wachen aufgestellt. Um diese auf 
die Probe zil stellen, begaben sich zur genannten Zeit einige als Soldaten ver¬ 
kleidete Bauern dorthin und fragten sie, mit wem sie es halteil. Als dann einer 
der Wachtposten sagte, er sei dem Kaiser „gelübdt und geschworen", haben sie ihn 
„hart geschlagen und m das Lager geführt". Am 31. October fiel den Bauern 
auch ein alter, katholischer Mitbürger von Gmunden, namens Jäger in die 
Hände, den sie in Eisen legten, aber nach drei Tageil wieder lausen ließen."') 
Die empfindliche Schlappe, welche die kaiserliche Besatzung von Gmunden 
bei ihrem Ausfalle am 24. October erlitten hatte, mochte den bairischen Kriegs¬ 
commissären in Ried denn doch von dem wahren Stande der Dinge eine andere 
Meinung beigebracht und sie bewogen haben, den bereits früher in Aussicht 
gestellten, aber wieder zurückgezogenen Succurs dlirch deil Hauptmann Hans Eitel, 
Truchseß von Höstngen, nun wirklich zu leiste». Dieser kam in den letzten October- 
tageil mit 220 Musketieren von St. Wolsgang her nach Ischl, führte hieraus 
140 Manil derselben nach Gmunden, mit denen zum Theile auch das Schloß Ort 
besetzt wurde, und kehrte am 2. November wieder nach Ischl zurück."") 
Mit den in Ort postirten Soldaten hatte der Stlldent Casparus am 1. No¬ 
vember, einem Sonntage, ein Abenteuer, das ihn beinahe sein Leben gekostet hätte. 
Er war mit feinem Gefolge auf einer Recognoscirung begriffen, ziemlich ilahe an 
das dortige Ufer Heraugeritten, als die Musketiere vom Schloßthurme aus auf ihn 
Feuer gaben nnb ihm das Pferd unter dein Leibe erschossen. Er aber bestieg 
sofort ein anderes, forderte die Soldaten zum Kampfe heraus und schimpfte so 
lange, bis sie ihn mit Schüssen aus den Doppelhacken vertrieben."^) Aus dieser 
Zeit datirt übrigens die erste Nachricht, daß der „Student" mit dem Capitän- 
lieutenant Bechler's gewisse Beziehungen unterhielt, die vielleicht daraus ent¬ 
sprangen, daß dieser gleichfalls der evangelischen Confession angehörte, im klebrigen 
aber von seinem Vorgesetzten völlig gebilligt wurden. An demselben Tage sandte 
nämlich der Student dem Capitänlieutenant jenen „Reimen" in die Stadt, den 
wir an den Eingang dieses Abschnittes gesetzt haben."4) Daneben gierigen aber die 
Feindseligkeiten im Allgemeinen ungehindert weiter. So gelang es am 1. November 
dem Schlosser Wüerstl, mittels eines Doppelhackens das Pferd eines Bauern-
	        
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