Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
zu Ende gegangen, zumal da die Aufständischen voll alleu Seiteli hier ihren 
Bedarf natürlich ohne Bezahlung deckten. Den Anfang damit machte am 2. Juni 
der „Obrist" Eberl aus der Weiberau, welcher einen Wagen voll Salz „mit 
des Statthalters Roß und Geschirr", das er von Ort requirirt hatte, in das 
Lager abführte?") Als die Salzaufschütt geleert lvar, ließ man „wegen der Bauern 
beständigen Begehren um Salz" dieses ans Ebensee, und als dort seit Mitte Jlili 
„nit mehr gesotten" wurde, von Ischl und Hallstatt kommen?''') Die Gesammt- 
menge des ans diese Weise de» Bauern vom 2. Juni bis?. September gelieferten 
Salzes belief sich in 36 Posteli auf 1 U 1 /3 22 Fuder (292 Stöcke). Das 
meiste davon kam in die Weiberau, neben welcher auch Schwancnstadt, Eferdings 
Wels u. a. m. als Bezugsvrte genannt werden. Der hiedurch verursachte Schaden 
an Salz traf das Salinenärar, während die Bürgerschaft bloß die „Anfschütts- 
gebühr" (per Fuder 10 kr.) einbüßte.") Außer diesen Salzfndern entführten die 
Bauern zum alleinigen Schaden der Stadt auch 3 <tt 4 13 27 = 867 große Salz- 
kufen zu Wasser aus Gmunden, wovon sie indessen 1 <M 4 ß 13 Kufen „theils 
über den Fall, theils ans der äußern Traun ertrenkt haben"?-'') 
Was weiterhin die Märkte anbelangt, so entfielen 1626 die beiden Jahr¬ 
märkte gänzlich. Ebenso wurde, da die Käufer namentlich aus den oberen Salz¬ 
flecken und den angrenzenden Gebieten fürderhin ausblieben, der Wvchenmarkt 
bereits am 19. Mai zum letzten Mal abgehalten, und gicng erst am 15. Sep¬ 
tember wieder vor sich. Eine weitere derartige Unterbrechung folgte in der Zeit 
vom 6. October bis 22. November, während der Belagerung Gmundens durch 
die Bauern?") 
Andere nennenswerte Schäden, die insgesammt ans rund 378 fl. Nh. be¬ 
ziffert wurden, erlitten die Bürger von Gmunden seitens der Aufständischen an 
ihren Salzschiffen und deren Zugehör. Es ivnrden 22 in der Traun und Donau 
befindliche Zillen „theils verführt, theils zerhackt und sonst verderbt, so daß sie 
nimmer zu gebrauchen". Die Zerstörung war zu dem Zwecke geschehen, um die 
Schiffe für die kaiserlichen Truppen unbrauchbar zu machen. Uebrigens ist es 
nicht ohne Interesse zu erfahren, zu welchem Zwecke die Gmundener Schiffe in 
dieser Zeit mitunter verwendet wurden. So lesen wir in einem derartigen Ver¬ 
zeichnisse: 
„Nr. 28, im 1626 Jar gemacht, ist mit den Mühlvicrtlerischen 50 Aus¬ 
schüssen in den Enghagen, hernach mit gefangnen Baurn gar ans Wien geführt 
worden". 
„Nr. 48, in 1625 Jahr gemacht, ist von den Nebellanden am Nenhaus 
ander die Ketten gebraucht ivvrde», wo solche hinkommen (ist), hat man der Zeit 
nit erfragen khönen." 
„Nr. 76, gemacht 1625, haben die Baurn ander die Khetten gebraucht, ist 
nit mehr fürkhomben." 
„Nr. 78, 1624, ist von Nenhaus mit den Khetten, Sailen und etlichen 
Stückhlen (Kanonen) ans Wien geführt worden." ") 
Seit der Besetzung Gmundens durch die Aufständischen hatte sich der den 
Bürgern durch die Gegenreformation künstlich eingepfropfte Katholicismus so
	        
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