Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale, 
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und die Schule. Auch räumte er die Kirche uild den Pfarrhof aus und traf 
Vorkehrungen, sich im Nothfalle mit seinen Pfarrleuteu „in die Berg' zu postiren" 
und den Rebellen den Uebergang über das „Angerl" inid den „Windlueg" nach 
der Kreh und in die Langbath zu verwehren. Aiif die Kunde hievon gebrauchten 
aber die Bauern in Altmünster keine Gewalt, sondern gaben sich mit der Lieferung 
von drei Stück Vieh, zwei Fässern Bier und einem Faß Wein zufrieden?") Dafür 
nahmen sie die übrigen Theile der Herrschaft Ort jetzt lind in der Folge um so 
härter mit, was wohl deshalb geschah, weil die meisten Unterthanen das Geheiß 
des Statthalters befolgten, es nicht mit den Aufständischen zu halten, sondern bei 
Haus zu bleiben, indem ihnen der Herr Graf den Schaden, der ihnen hieraus 
erwachse, wieder erstatten und ihrer mit Gnaden gedenken wolle?") Am 29. Mai 
begab sich eine starke Bauernschar über den Sec nach Traunkirchen, um sich die 
dortigen Wehren zu holen. Aus diesem Kloster hatten sich die Jesuiten mit den 
Kirchengeräthen und anderen Wertsachen beizeiten nach Salzburg geflüchtet, und 
bloß einen Jäger, Fischer und Reitknecht zurückgelassen. Sowohl diese, als auch 
das Kloster selbst ließen übrigens die Bauern ungeschoren und letzteres nahm 
nun der landesfürstliche Verweser in Ebensee, Benedict Fasvldt, „mit großer 
Treue und Freundschaft" in seine Obhut?') 
In Traunkirchen theilte sich jene Bauernschar. Die einen begaben sich 
noch am nämlichen Tage nach Gmunden zurück, wobei ihnen die Habe des kaiser¬ 
lichen Forstmeisters in die Hände fiel, welche er über den See in Sicherheit bringen 
wollte, die anderen zogen, um sich „allgemach der obrigen Salzflecken zu be¬ 
mächtigen", nach Ebensee?") Auf die Kunde hievon fühlte sich auch der in Ischl 
befindliche Salzamtmann dort nicht mehr sicher, „allweilen man denen Leuten 
beim Salzwesen, die gueten Theils zil solcher Unrueh' um der Religion willen 
inclinirt waren, insgemein nit trauen dörffen". Er begab sich daher, nachdem 
er noch die Beamten und Arbeiter zur Standhaftigkeit und Treue ermahnt hatte, 
nach Aussee, von wo aus er sein Amt eine Zeit lang im Correspondenzwege 
leitete?") 
Am 30. Mai rückte das Gros der Bauern von Gmunden nach Schörfling 
und St. Georgen im Attergali ab?4) Mit ihnen zogen viele „der fürnembsten, 
namhaften" Bürger, von denen Alexander Vogelfänger, Tobias Mahr, 
Thoman Prunt Haler, der Stadtrichter Jakob Ru eff, Hans Khoßl, 
Johann Ziepel und Mattheus Innerhaider" besonders genannt werden. 
Die letzteren Vier, die „bis auf Einen alle katholisch waren", hatten die Bauern 
„zu Obristen erkhiest"?") Sie wurden jedoch nahezu Alle schon am 1. Juni 
wieder nach Hause entlassen, nachdem sie „unter freyem Himmel einen Ahdt 
schwören müssen, wieder zu erscheinen, wann man ihrer begehren werde". Im 
Uebrigeu berichteten sie, „es sei ain schlechter Llist, bei den Paurn zu sein, weil 
weder zu nagen noch zu beißen vorhanden"?") 
In Gmunden hatten die Bauern, wie sie dies überhaupt in anderen 
Städten, Märkten und wichtigeren Ortschaften des Landes gethan haben, eine 
Besatzung zurückgelassen, welche hier „in die tausend Mann" stark war?^) Diese 
Garnison sowohl, als auch die Stadt selbst und ihre Umgebllng unterstanden
	        
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