Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale. 
149 
Die Rathschläge des Einnehmers wurden vom Magistrate acceptirt und 
unter einem beschlossen, bei Ankunft der Bauern „die Stadt zu sperren, und zu 
erwarten, tvas sie begehren", auch sie zu fragen, „von wem sie Gewalt haben". 
Z>l diesem Beschlusse dürfte ein am 24. Mai eingelangtes Patent des Statthalters, 
welches den Bürgern befahl, „die Häuser in bester Verwahrung zll halten und 
den Rebellen keine Waffen zu lassen", sowie der Umstand viel beigetragen haben, 
daß Herberstorff selbst einen Theil seiner Güter in einem Stadthause geborgen 
hatte.") Auch sonst war man auf Widerstand bedacht und hatte der Magistrat 
bereits am 21. Mai dein Schlosser Alexander Wüerstl aus der Rüstkammer 
65 Mllsqueten zur Instandsetzung ausgefolgt, der sie auch am 24. Mai in völlig 
gebrauchsfähigem Zustande „sammt dem Ladzeug" wieder zurückstellte.") 
Während man sich in Gmunden zum Empfange der Bauern rüstete, giengen 
diese am Abend des 26. Mai nach vollzogener Plünderung des Klosters Lambach 
unter Zurücklassung einer Schar wieder nach Wels zurück, uw sie sich theilten: 
Fadin ger mit dem Gros des Heeres zog am 27. Mai nach Kremsmüuster und 
dann nach Steyr, der andere Theil aber gieug über Schwanenstadt nach Vöckla¬ 
bruck vor. Dort erhielten diese am 28. Mai von der Oberleitung „die Ordinauz", 
mit dem „unbewöhrteu Volk" nach Gmunden zu ziehen und hier sich Waffen zil 
holen. Dieser Befehl wurde thatsächlich befolgt. Aber and; auf dem Wege von 
Lambach her rückte am Nachmittage des 28. Mai ein Bauernhause gegen Gmunden 
heran. Derselbe verstärkte sich unterwegs durch Zuzüge aus der Umgebung, indem 
er z. B. in Laakirchen durch den Glockenstreich das Aufgebot ergehen ließ?") 
Mit dem Nahen der von zwei Seiten herankommenden Bauern schwand in 
der Bürgerschaft jeder Vorsatz eines Widerstandes. Hiezu trug außer dem schlechten 
Zustande der Befestigungstverke und der Furcht vor der Uebermacht getviß nicht 
wenig der Umstand bei, daß nach dem Berichte eines Zeitgenossen trotz der jüngst 
durchgeführten Gegenreformation „in der Stadt mehr Wespen (Evangelische), als 
Bien' (Katholische) in dem Stock" gewesen sind,") die also ganz entschieden auf 
eine Verständigung mit den anrückenden Glaubensgenossen drangen. Alis diese 
Weise geschah es, daß am 28. Mai gegen Abend „die aufrührige Baurschaft, bei- 
leifig tu die 4000 Mann stark", unter Anführung der Hauptleute Alexander 
Treiber vulgo „Hu et er", Sebastian Fux, Christoph Schmalholz 
und Georg Seidl vulgo „Paurn-Oese l" ohne Schwertstreich in Gmunden 
einrückte und „allhier Quartier gemacht hat". Letzteres geschah theils in der Stadt 
und den Vorstädten, theils in einem an dem Kogelberge errichteten Lager.") 
Als erstes „haben die Rebellen die Rüstkammer und den Pulverthurm bis 
auf etlich' alte Harnisch' ausgeraubt und sich damit ausstaffirt". Sie machten 
hiebei einen guten Fang, indem ihnen nicht nur die zu gewöhnlichen Zeiten dort 
untergebrachten, sondern auch jene Waffen in die Hände fielen, welche den Bürgern, 
wie auch den Bauern der Umgebung auf Befehl des Statthalters in der giuexteii 
Hälfte April in großer Menge abgenommen und hier deponirt worden waren.") 
Auch drangen sie im Rathhause in das Archiv und zerstreuten die dort befindlichen 
„alten Acta und Schriften"?") Weiter wurde von ihnen die Pfarrkirche rein 
ausgeplündert und der Meßner mißhandelt.'") Dagegen schonten die Baueril aus
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.