Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
befindlichen Waffeil bemächtigte. Gegen Abend traf diese Schar, die unterwegs 
noch fortwährend anivuchs, in Schwaneilstadt ein, unb vereinigte sich hier mit 
den Bauern voi: Wvlfsegg, Ampfelwang und Ungenach. Von Schwanenstadt, hieß 
es, wolle sich ein guter Theil nach Kammer und von da durch das Weißenbachthal 
nach Ischl wenden. In Wahrheit aber zogen sie alle am nächsten Tage nach 
Lambach zu Stephan Fadinger?) 
Nun staild sicher zu erwarten, daß auch die Stadt Gmunden in kürzester 
Frist den Besuch der Bauern erhalten iverde, und thatsächlich war dort ein 
„Aviso" eingetroffen, lvelches die Ankunft derselben spätestens für beu 26. Mai in 
Aussicht stellte?) Da aber der Statthalter um das Salzwesen nicht weniger besorgt 
war wie um seine Herrschaft Ort, so ließ er noch am selben Tage ein Patent der 
in Linz versammelten Landstände an die Bauern abgehen, welches unter allerlei 
Versprechungen auch die Abmahnung von dem beabsichtigten Anmarsche enthielt?) 
Hiedurch erreichte er aber nichts lveiter, als daß die Aufständischen, wie wir gleich 
sehen werden, bis ;u ihrem Aufbruche nach Gmunden noch ein paar Tage ver¬ 
streichen ließen. 
Angesichts dieser kritischen Lage war man dort „in großen Sorgen und 
Aengsteil". Einige Greuelthaten, welche die Bauern bereits anderweitig verübt 
hatten, vergrößerte die geschwätzige Fama ebenso wie die Anzahl der Rebellen 
selbst. So berichtete um diese Zeit der Pfarrer Kaspar Mahr von Altmünster 
an Benediet Fasoldt, Verweser in Ebensee, daß er durch seinen Kundschafter 
Ulrich Spitzbart erfahren habe, „daß an 12.000 der schwarzen Bauern gen 
Gmunden anrnckhen"?) Der bairische Salzamtmann Prugglacher aber ver- 
sainmelte schon ain 23. Mai seine Beamten um sich, schilderte ihnen das bevor¬ 
stehende große Unheil und berathschlagte mit ihnen die Nothwendigkeit der Flucht, 
„weillen die Rebellen aller Ortten im Landt die Pfarrhöf' und geistlichen Gütler 
spoliirt (ausgeraubt), die Priesterschaft mit Morden und Brand, nit tveniger 
andere Katholische, vorderist die Bairischen jämmerlich verfolget haben"?) Wirklich 
begab er sich noch am nämlichen Tage mit der Cassa des Einnehmeramtes, dem 
wichtigsten Theile der Registratur und seinen besten Fahrnissen „über den See zu 
dem Salzwesen", um dort die weitere Entwicklung der Dinge abzuwarten?") Auch 
der katholische Stadtpfarrer, Leonhard Alt Ham er, fühlte sich nicht mehr 
sicher, und floh am 25. Mai nach Aussee.") Gleichzeitig verließen mehrere 
katholische Bürger, sowie der lateinische Schulmeister Laurentius Vetterl 
mit ihren Angehörigen die Stadt.") Aus dem Hofkasten ließ der Einnehmer 
Christian Zu rts che nt hall er so viel Getraide, „als die Fuderführer auf¬ 
legen können", nach Hallstatt schassen, und ertheilte dem Magistrate allerlei 
Rathschläge, wie derselbe das eventuelle Begehren der Bauern, mit ihnen zu 
halten, beantworten solle. Hierauf begab sich auch er, um der drohenden „Leibs¬ 
und Lebensgefahr zu entfliehen", am 26. Mai sammt den übrigen Beamten, mit 
Ausnahme des Einnehmeramts-Gegenschreibers Andreas Schmidt, des Ober¬ 
wasserzählers Johann Braun und des Landsalzzählers Veit Seitz, welchen 
die Obhut über die Amtsgebäude u. dgl. anvertraut wurde, nach einem der „oberen 
Salzflecken"?")
	        
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