Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

Allerlei Schicksale, 
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Städten liegende Volk von dort wegzuführen, wenn jede von ihnen 400 fl. „gegen 
Recognition" erlegen würde. Mit vieler Mühe brachte der Magistrat von Gmunden 
diese Summe unter der Bürgerschaft auf lind händigte sie dem vorerwähnten 
Hauptmanne ein. Trotzdem erfolgte die verheißene Musterung nicht, und nun 
ivollte der Magistrat als Repressivmaßregel die Auszahlung des täglichen Lifergeldes 
sistiren. Da aber drohte der Hauptmann, die Bürger „also zu tractiren, zu 
prügeln und solche Exempel zu statuiren, daß sich Andere daran spiegeln sollen". 
Hiedurch eingeschüchtert, beschloß der Magistrat, den Leuten nur mehr die Kost 
zu geben, da er Geld „nit mehr aufzubringen wisse" und bat unter Einem den 
Salzamtmann um seine Jntcrcessivn, „damit nit bei größerem Unheil die Schuld 
der Stadt beigemessen werden könne"?') Nun endlich erschien am 30. October 
Herberstorff zur Vornahme der Musterung in Gmunden. Auf die Bitte des 
Magistrates, die Reeruten ehestens abzuführen, vertröstete er ihn damit, daß von 
Herzog Maxiinilian täglich eine Resolution hierüber zu erwarten stehe. Im 
klebrigen solle der Magistrat nur alles vorbringen, was er auf dem Herzen habe. 
Derselbe bat nun, daß die bereits auf mehr als 1400 fl. angewachsenen Lifergelder 
endlich bezahlt, und jene Bürger, die noch mit ihren Landsteuern im Rückstände 
waren, seitens der Landstände nicht mit der Execiitioll bedroht werden mögen. 
Als der Statthalter die Erfüllung dieser Wünsche zusagte, stimmte dies den Stadtrath 
derart freudig, daß er beschloß, dem gefürchteten Manne „als eine Erkenntlichkeit 
250 Stuckh Sälbmling (Seelachse) zu 4 kr. und 60 Ferhen (Forellen) jedes 
zu 18 kr." nach Linz zu feinden.68) In der That wurden bald darauf über 
Bemühung des Anwaltes der Stadt Gmunden, eines Herrn Venediger in 
Linz, dem man dafür zwei Eimer Wein „verehrte", die gemusterten Truppen, lvie 
auch die übrige Garnison von Gmunden abgeführt. Sie wurden aber schon in 
der zweiten Hälfte des November durch 150 Fußknechte unter Capitän Zöllner 
ersetzt. Dieser überbrachte ein Schreiben Herberstorff's an den Magistrat, 
welches den Befehl enthielt, sich der neuerlichen Einquartierung „zu accommodiren", 
dem Capitän die Schlüssel der Stadtthore einzuhändigen und für die Unterkunft 
und Verpflegung der Mannschaft, welche ohnehin bloß das gewöhnliche „Servis" 
zu bekommen hätte, alles übrige aber bar bezahlen müßte, gehörig Sorge zn 
tragen. Hauptmann Zöllner erhielt vom Magistrate laut Uebereinkoinmcn 
50 fl. Rh., wofür er sich selbst verköstigen mußte?") 
Wie lange sich diese Garnison hier befunden hat, ist nicht bekannt. Im 
klebrigen schien man jetzt maßgebenden Ortes für eine Zeit wenigstens die Gründe 
gewürdigt zu haben, welche schon wiederholt gegen die Truppen-Einquartierungen 
in Gmunden geltend gemacht worden waren. Denn am 20. Mai 1622 versprach 
Herzog Maximilian in einer Resolution, daß er, lveil „die Einlögerung des 
Kriegsvolks bishero dem Salzwesen vil Ungelegenheiten causirt, zu künftiger 
Verschonung dem Statthalteramt die Notturfft anbefehlen werde"?") Thatsächlich 
befand sich noch im Sommer 1623 in Gmunden keine, oder doch nur eine schwache 
Garnison, während zur gleichen Zeit die übrigen landessürstlichen Städte stark 
mit solchen bedacht gewesen sind?') Gewiß aber lvar dafür auch der Umstand 
maßgebend, daß eine geregelte Verpflegung der Truppen infolge Aufhörens der 
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