Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Allerlei Schicksale. 
unter der Leitung des Hofkastners den Arbeitern nach einem gewissen vom Salz- 
amtmanne zu bestimmenden Preissatze den Bezug von Getraide und anderen 
Lebensmitteln, aber nicht gegen Bargeld, sondern ans Grund ämtlicher Bescheini¬ 
gungen (Lohnmarken) erleichtern?") Durch diesen Consnmverein, so wohlthätig 
er für die Arbeiter gewesen wäre, würden die Gmundener Bürger wohl in erster 
Linie geschädigt worden sein. Es blieb indessen beim bloßen Schrecken, indem 
dieser „Pfennwerthandel niemals in Effeet gebracht worden ist".24) Auch sonst 
aber erfuhr, von den confessionellen Gegensätzen abgesehen, die Zuneigung der 
Bürgerschaft zum bairischen Regiment keine besondere Förderung. So trieben 
eigene kurbairische Commissäre unter Leitung des Ernst Peßwürth alle aus¬ 
ständige» Amtsforderungen von den betreffenden Gläubigern unnachsichtlich ein 
und gebrauchten „mit ihrer wolbekannten gueten Wittschaft einen solchen Fleiß 
und Embsigkeit, daß sie keine Forderung verrosten ließen", sondern rücksichtslos 
den Executionsweg betraten?"') Des Weiteren war der Fvrtbetrieb des städtischen 
Großkufenhandels, der infolge des in Böhmen, seinem Hauptabsatzgebiete a»s- 
gebrochenen Aufstandes ohnehin 1618 gänzlich ins Stocken gerathen war und sich 
Jahre hindurch nicht erholen konnte, durch die bairischerseits bestehende Absicht, 
denselben in eigener Regie durch die Salzamtleute besorgen zu lassen, in Frage 
gestellt?") Wenn nun auch dieser Plan vorläufig nicht zur Durchführung gelaugte, 
so gab er doch begreiflicherweise der Abneigung der Bürgerschaft gegen die bairische 
Pfandiuhabung neue Nahrung. Diese Fremdherrschaft wurde um so drückender 
empfunden, als sie mit der sogenannten „Münzeonfusion" und einer höchst 
empfindliche» Theuerung aller Lebensbedürfnisse zusammenfiel. 
Die „Münzeonfusion", welche die allgemeine wirtschaftliche Lage Oesterreichs 
bis in ihre Grundfesten erschütterte, tvar hauptsächlich dadurch hervorgerufen 
worden, daß ein adeliges Consortium, tvelchem fast das gesammte österreichische 
Münztvesen durch einen Pachtvertrag auf ein Jahr überlassen worden war, gering¬ 
haltige Münzen prägen, mit diesen das gute, alte Geld aufkaufen und wieder 3» 
schlechten Münzen mit hohem Nennwerte umprägen ließ. Hiedurch entstand das 
sogenannte „lange ©elb"?7) In diesem galt zu Gmunden im Frühlinge 1621 
ein Thaler 26 ß 4 = 3 fl. 2 ß 4, später gar 10 fl. Nh., der Ducaten aber 20 fl."") 
Als der Stadtschreiber Chr. Raitnperger am 26. Juli 1622 auf seine Stelle 
resignirte, erhielt er über sein Ansuchen eine Abfertigung von 1000 fl. „in dem 
damals gangbaren, langen Münzvalor, weilleu es mehrers nit als 100 Reichs- 
thaler gebracht"?") Erst im December 1622 verminderte sich der Wert eines 
Thalers tvieder auf 6 fl?") Von allen Münzsorten umreit übrigens die kleinen 
die schlechtesten. Sie wurden deshalb in den Nachbarländern gar bald „verboten 
und bannisirt", welche Maßregel auch im Lande ob der Eus nicht lange auf sich 
warten ließ?') Hiedurch wurde freilich nur die Verwirrung noch größer, wie 
auch die Folgen der allgemeine» Münzverschlechterung nach Ablauf des vorerwähnten 
Pachtjahres durch die vertragsmäßige Einziehung der in ungeheurer Menge cir- 
culirenden schlechten Münzen um so fühlbarer gewesen sind. Der Wert derselben 
sank aus 13V°/g, sv daß die Besitzer davon um 86'7% geschädigt waren?") 
Am 1. Juni 1623 wurde dann „der Gulden auf 15 kr. gesetzt"."") In der Cassa
	        
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