Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Dritter Band (3 / 1900)

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Handel und Wandel. 
Maße gedeckt. Diesbezüglich beherrschte dasselbe nicht nur den hiesigen Markt, 
sondern versorgte mit seinen Waaren auch einen Großtheil des Landes ob und 
unter der Ens (die Städte Wels, Linz, Freistadt, Steyr, Krems, Wien), dann 
Steiermark, Mähren, Ungarn (Preßburg) und Baiern. Hiebei ist allerdings 
zu bemerken, daß dieses ausgedehnte Absatzgebiet von den Gmundener Drechslern 
nicht allein mit selbsterzeugter Arbeit, sondern auch mit den aus der benachbarten 
Viechtau hervorgegangenen Holzwaaren versorgt wurde, die von den dortige» 
Bewohnern schon seit alter Zeit aus dem Holze der zur Herrschaft Ort gehörigen 
Forste gewonnen und von den Gmundener Drechslern im Großen angekauft und 
verhandelt worden sind. Die Verfrachtung geschah theils zu Lande, theils zu 
Wasser, wobei die Waaren stets in Fässer oder Steigen verpackt wurden. Den 
Vertrieb zu Lande besorgten auf Karren und Schlitten die „Landhandler", die 
man auch „Landgeher" oder „Kraxentrager" nannte, wenn sie die Holzwaaren 
auf dein eigenen Rücken fortbrachten?) Die zum Wassertransporte nöthigen Schiffe 
erhielten die Drechsler gleich den übrigen Bürgern, insbesondere den Webern, 
Hafner» und anderen „Negotianten" vom Salzamte gegen Bezahlung des gebräuch- 
lichen „Schuhgeldes"?") Mittels dieser brachten sie ihre Waaren nach Linz auf 
den Oster- und Bartholomäi-Markt, nach Krems auf den Jakobi- lind Simoni- 
Markt, nach Wien, woselbst sie ständige Niederlagen („Eiilsetzen") hatten, auf 
den Mittfasten-, Oster-, Pfingst-, Michaeli- und Katharina-Markt, nach Pre߬ 
burg auf den Oster- und Urbani-Markt.") Von diesem schwunghaften Handel 
ist heutziitage, soviel Gmunden anbelangt, im Vergleiche zur früheren Zeit lveilig 
mehr übrig geblieben. Einen besonderen Zweig des Drechslerhandwerks bildete 
die Erzeugung von Rosenkränzen oder „Betern", die einst gleichfalls hier und in 
der nächsten Umgebung von den „Betermachern" in ausgedehnter Weise betrieben 
worden ist.") Dermalen hat dieselbe, von der Viechtau abgesehen, gänzlich auf¬ 
gehört und ist uns nur in dem Namen imb dem Schilde des Gasthauses „zum 
Rosenkranz" (Traunleithen Nr. 3) ein Erinnerungszeichen an jene Industrie er¬ 
halten geblieben. 
Hufschmiede und Wagner. 
Die Innung, welche diese beiden Handwerke verband, gehörte lviederum 
dem sogenannten „Landhandwerke", d. i. jener großen Zunft an, die sämmtliche 
Schmiede und Wagner des Landes ob der Ens umfaßte, zu Linz die Hauptlade 
besaß, und von Kaiserin Maria Theresia unterm 26. Juli 1776 eine neue 
„Freiheit" (Handwerksvrdnung) erhalten hatte?) Da diese nur allgemein giltige, 
nicht aber auf das Handwerk in Gmunden allein bezügliche Anordnungen enthält, 
so müssen wir auf deren Wiedergabe verzichten. Nach den noch vorhandenen 
Geschäftsbüchern der Gmundener Innung, die 1811 angelegt wurden, kostete das 
Ausdingen eines Lehrlings den betreffenden Meister 1 fl. 30 kr., das Freisagen 
2 — 3 fl., für das Meisterwerden hob man eine Taxe von 4— 8 fl. ein. An 
jährlichem Auflaggeld zahlte jeder Meister 24 kr. Der vom Magistrate zu den 
Handwerkszusammenkünften verordnete Beisitzcommissär erhielt aus der Zechlade
	        
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