Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Zweiter Band (2 / 1899)

Unterricht und Erziehung. 
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Zimmer der Kinder, das Arbeitszimmer der Schwestern, im ersten Stocke die 
Schlafzimmer der letzteren und ein Krankenzimmer; hu zweiten, von einem 
Glockenthürmchen überhöhten Tracte befindet sich zu ebener Erde die der heiligen 
Maria geweihte Hauskapelle mit Vorzimmer, das Sprechzimmer, die Arbeitsschule 
und das Schulzimmer, im ersten Stocke die vier Schlafräume der Kinder. 
Der Zweck dieser Anstalt ist die Heranbildung von Mädchen zn ordentlichen 
Dienstboten. Sie werden ohne Rücksicht auf ihre Heimatznstandigkeit, wenn nöthig 
schon mit dem zweiten Lebensjahre in das Institut aufgenommen, verbleiben da¬ 
selbst bis zum vollendeten fünfzehnten oder sechzehnten Jahre und genießen volle 
Verpflegung. Die Kosten für dieselbe werden von ihren Verwandten, den Heimat¬ 
gemeinden oder von Wohlthätern bestritten und betragen per Kind und Monat 6 fl. 
Das Fehlende ersetzt die Congregation und eine jährlich unter der Bewohnerschaft 
von Gmunden eingeleitete Geldsammlung, welche beiläufig 140 fl. einbringt. Z» 
dieser Anstalt stiftete laut Protokolles vom 29. August 1869 die Private Theresia 
Meyer, wohnhaft gewesen zu Gmunden, Bürgerschulstraße Nr. 13, ein Capital 
von 1250 fl. Die Stiftung lautet nach dem Namen ihrer Tochter „Aloisia 
Meyer'sche Waisenstiftung", und soll von deren Interessen ein armes, 
nach Gmunden zuständiges Mädchen, welches von der Frau Oberin gemeinsam 
mit dem Stadtpfarrer zu Präsentiren ist, drei Jahre hindurch bei voller Ver¬ 
pflegung zu einem ordentlichen Dienstmädchen herangebildet werden. In den 
Genuß der Stiftung treten jedoch die Mädchen erst nach dem zurückgelegten 
zwölften Lebensjahre?) Zum St. Marieu-Waisenstifte legirte auch der am 3. Juli 
1873 hier verstorbene Privatier Josef Trauner die Summe von 500 fl?) 
Seit Begründung der Anstalt genossen die Waisenmädchen, deren Anzahl 
zwischen 40 und 50 schwankt, in derselben bloß den Unterricht in weiblichen 
Hand- und allerlei häuslichen Arbeiten, und srcqnentirten nach erlangtem schul¬ 
pflichtigen Alter die Volksschule in Gmunden. Dies änderte sich 1874 insoferne, 
als nun die Congregation mit Bewilligung der hohen Regierung in der Anstalt 
selbst eine Privatschule errichtete, und für dieselbe 1881 das Oessentlichkeits- 
recht erwirkte. Dieselbe wird gegenwärtig (1898) von etwa 30 Schülerinnen 
besucht. • 
Das St. Marien-Waisenstift steht dermalen unter der Leitung der Oberin 
Schwester Maria Evangelist« Schubert, welcher noch fünf Schwestern 
und ebensoviele Hilssschwestern zur Seite stehen, von denen sich im Bedarfsfälle 
zwei bis drei zur Krankenpflege in Privathäuseru verwenden lassen?) 
5. Ncrschicdcne andere Unterrichtszwcige. 
In Verbindung mit der Volksschule wurde der Handarbeitsunterricht 
für Mädchen nicht erst in neuester Zeit gepflegt. Die hierüber bekannten Daten 
reichen vielmehr bis zum Jahre 1789 zurück, in welchem die verivitwete Salz- 
oberamtskanzellistiu Elevuora Zechn er als „Jndustriallehrerin" oder „Strick- 
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