Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Zweiter Band (2 / 1899)

Handel und Wandel. 
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zuweisen?") Uehnliche Vorfälle ereigneten sich auch i» den übrigen Landestheile», 
und die Regierung sah sich daher genöthigt, in der „Linzer Zeitung" Nr. 94 vom 
2. December 1805 eine Kundmachung des Inhaltes zu erlassen, das; jeder, der 
die Bancozeitel gar nicht oder nur mit Abzug annehme, nicht nur um den vollen 
Wert des Bancvzettels gestraft, sondern auch mit Arrest belegt werden solle?'') 
Trotz dieses offenkundigen Mißtrauens der Bevölkerung erfuhr das Papiergeld 
unter dem schweren Drucke der langwierigen Kriege mit Frankreich eine stetige 
Vermehrung. Die finanzielle Krise, welcher ans diese Weise der Staat entgegen¬ 
trieb, wurde nun allerdings durch das am 15. März 1811 publieirte Finanz¬ 
patent vom 20. Februar hintangehalten, jedoch auch der Vermögensstand des Volkes 
empfindlich geschädigt. Jene zur Verminderung der Staatsschuld dienende Ma߬ 
regel schaffte nämlich au Stelle der alten Bancozeitel ein neues Papiergeld, die 
„Wiener Währung" (W. W.) oder „Einlösescheine" (E. Sch.), setzte aber 
jene zugleich mif ein Fünftel ihres Wertes herab. Man bekam also für einen Gulden 
B. Z. nur 12 Kreuzer E. Sch. Zum Unterschiede von der nebenher noch weiter be¬ 
stehenden Conventionsmünze nannte man die neue Papierwährung das „Schein- 
geld"; beide halten anfangs zu einander einen schwankenden Wert, und erst 
seit dem Jahre 1820 galt weiterhin unverändert 1 fl. C. M. — 2 V« fl. E. ©et).18) 
Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß in den Jahren 1848/49 das Metall¬ 
geld (Silber) aus verschiedenen Ursachen fast gänzlich aus dem Verkehre ver¬ 
schwand, und auch die Scheidemünze (Kupfer) beträchtlich weniger wurde. Um 
diesem Mangel an Kleingeld einigerniaßen abzuhelfen, halbirte und viertheilte 
man das Papiergeld. Auch gaben viele Geschäftsleute z» Gmunden (und wohl 
auch anderwärts) eigene auf ihren Namen lautende, geschriebene oder gedruckte 
Anweisungen („Compensationen", „Geldvorstellnngszettel") zu 10 und 20 Kreuzer 
heraus/die sie wieder gegen bar einlösten.") 
Das „Scheingeld" wurde 1849 durch Banknoten zu 1 und 2 fl. C. M. 
ersetzt, zu denen später noch Papierscheidemünzen zu 6 und 10 kr. C. M. kamen?") 
1858 mußte die Conventionsmünze der „österreichischen Währung" (Neu¬ 
währung) weichen?') die neben der 1892 eingeführten „Kronenwährung" 
noch heute besteht. 
Noch muß bemerkt werden, daß die Kaufkraft des Geldes einst eine viel 
höhere als gegenwärtig gewesen ist, oder mit anderen Worten: Das Geld ist 
heute nicht mehr so viel wert wie früher?") Sein Wert ist seit dem Vlll. Jahr¬ 
hunderte ungefähr um das Zehnfache?") seit dem XVI. und XVII. um das 
sechs- bis fünffache gesunken?') 
Als älteste G e w i ch t s e i n h e i t bildete das Pfund nicht nur die Grundlage 
des Münzwesens früherer Tage, sondern auch des Handelsgewichtes. Dies¬ 
bezüglich war im Lande ob der Ens vorwiegend das Linzer Gewicht in Gebrauch, 
welches aber mit dein Wiener Handelsgewichte übereinstimmte. Aus diesem 
Grunde gestattete das kaiserliche Patent, welches am 1. December 1570 in Handels¬ 
sachen erflossen ist, daß das Linzer Gewicht beibehalten werden dürfe?") Das 
Wiener Pfund (Wr. €t), noch heute unter dem Namen „das alte Pfund" bekannt, 
wog 0'56 kg, und zerfiel in zwei halbe Pfunde h 16 Loth, oder in vier „Vierling"
	        
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