Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Zweiter Band (2 / 1899)

Unterricht und Erziehung. 
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beitrag von .15 fs. und statt des Holzbezuges ein Pauschale von 18 fl. Rh. bekam. 
Auch gab ihm die OorporiscflriD-Brnderschaft jährlich 12 fl., und die vberwähnte, 
noch immer gebräuchliche „Colleeie" am Stephanitage brachte über 50 fl. Rh. 
ein?'') Der Posten eines lateinischen Schulmeisters wurde nach dem Tode 
Matscheko's (29. November 1763)*") vorläufig in provisorischer Eigenschaft im 
Frühlinge 1764 mit Josef Frischauff besetzt.*') Dieser vergieng sich aber in> 
November 1765 in geschlechtlicher Hinsicht, erlegte deswegen („Fornicationis 
causa“) zur Stadteassa dein alten Herkommen gemäß eine Geldstrafe von 
5 fl. 15 kr. C. M. und wurde hierauf entlassen.**) 
Mit dem Aufblühen der deutschen Volksschule gieng die lateinische Schule 
immer mehr zurück. Schon im XVII. Jahrhunderte fanden, und auch da nur 
„bei begebender Vorfallenheit" bloß solche Schüler Aufnahme, welche die deutsche 
Schule bereits hinter sich hatten, „ad humaniora studia geneigt, und applicabel 
tvaren, in primis rudhnentis“ unterrichtet zu werden.*") Sie war also ihres 
ursprünglichen Charakters zum Großtheil eidkleidet lind zu einem bloßen „Vor- 
uuterricht" für die Ghnmasialstudieu geworden, welcher die lateinische Sprache, 
Gesang und Jnstrnmeidalmusik umfaßte. Aber auch dieses Wenige war nicht 
immer zugänglich. So wurde 1654 geklagt, daß schon „ctlich' Jahr hero nie kein' 
rechte Schul' gehalten worden", da der lateinische Schulmeister „die Kinder nit 
zum Singen abrichtet, auch ein vertrunkener Mann und mit dem Ordinari- 
quatembergeld nit vergnüegt (zufrieden) ist, dahero die Eltern ihm jene »it 
(an)vertrauen wollen".*h Auch weiterhin nahm die Frequenz der lateinischen 
Schule, die nun auf ein Zimmer im oberen Stockwerke des Schulhauses beschränkt 
war, derart ab, daß der Magistrat 1673 beschloß, Gehalt und Holzbezug des 
Schulmeisters entsprechend herabzusetzen, was allerdings nicht zur Ausführung 
kam,*") und daß zum Jahre 1743 die Beschwerde lacit lvard, „daß nun schon 
seit zwei Jahren mit lateinischer Instruction gar nichts mehr verdient werden 
kann".*") Nach dem Abgänge Frischauff's wurde nun überhaupt „die lateinische 
Schul' nicht mehr gehalten".**) Was also anderwärts, wozu gewiß auch in 
Gmunden schon damals die Bedingungen nicht gefehlt hätten, zu einem Gymnasium 
allsgebaut worden ist, gieng hier, u. zw. aus eine nicht gerade rühmliche Weise im 
Strome der Zeit unter. 
Nlln ivollte aber doch der Magistrat dein bestehenden Bedürfnisse Rechnung 
tragen und wies dem deutschen Schulmeister die Aufgabe zu, „die Jugend in der 
Latinität und den ersten Principiis zu unterrichten".*^) Dann besorgte dieses 
Geschäft von 1774 angefangen der „Normallehrer" an der deutschen Schule, 
Josef Stehle, u. zw. lediglich gegen ein Holzgeld von jährlich 18 fl. C. M. 
alls dein Zechamte der Pfarrkirche. Dieser verließ aber die Stadt Ende April 
1783*") und nun gelangte der gedachte Vornnterricht ganz und gar in Privat¬ 
hände. Insbesondere befaßte sich mit demselben ein Theil der Pfarrgeistlichen, 
die sogenannten „Streubl'schen Beneficiaten", und seit 1792 der Privatlehrer 
für Gymnasialgegenstände, Procop Elßner, der in dieser Eigenschaft in das 
Haus des k. k. Postmeisters von Saherpöckh gekorilmen lvar. Auch nach seinem 
Eintritte in den Beamtenstatus des landesfürstlichen Salzoberamtes (1795) setzte 
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