Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Zweiter Band (2 / 1899)

Neligionsgenoss enschaften. 
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Bittschrift, welche unter eingehender Darstellung der Sachlage uitb unter Berufung 
auf ihren, stets erzeigten Gehorsam mit der flehentlichen Bitte schloß, sie bei ihrem 
Glauben zu belassen?"') Weiterhin stellte sich bei dieser Gelegenheit heraus, daß 
die Salzamtlente, insbesondere aber der Pfleger von Wildenstein,J,i) den Vor¬ 
stellungen der gedachten Salzflecken die ans das Reformationswerk bezüglichen 
kaiserlichen Patente regelmäßig vorenthalten hatten. Sei es nun, daß dieser 
Umstand besonders ins Gewicht fiel, und die Unkenntnis jener Erlässe als eine 
Entschuldigung angesehen wurde, oder daß die erwähnte schriftliche Gegen¬ 
vorstellung doch einigen Eindruck ans die Cvmmissäre machte: Diese bewilligten den 
Ausschüssen eine Bedenkzeit von vierzehn Tagen, mit der sich dieselben zufrieden 
gaben??) ES mag aber gleich hier bemerkt werden, daß in diesem Jahre 1598 
überhaupt nichts mehr gegen das obere Kammergut unternommen, sondern die 
Gegenreformation daselbst erst später ernstlich in Angriff genommen worden i|'t.!,s) 
Am 22. Jänner verließen die Cvmmissäre die Stadt Gmunden, um das 
begonnene Werk zunächst in Schivancnstadt fortzusetzen?") Ihre fünftägige An¬ 
wesenheit hatte, abgesehen von vielen öffentlichen und privaten Unbilden, der 
Stadtcassa 500 fl. Kosten verursacht?"") Nach ihrem Abzüge sprang die ^Nach¬ 
giebigkeit der Bürger sofort in das Gegentheil um. Sie schlossen sich nämlich noch 
im selben Monate der von den evangelischen Landstände», wie auch speciell von 
den landesfürstlichen Städten gegen die Durchführung der Neligionsverändernng 
eingeleiteten Activ» an und baten den Kaiser durch besondere Abgesandte, daß sie 
ihren Predicanten beibehalten und aus eigenen Mitteln besolden dürfen. Sie 
wurden indessen gleich den klebrige» mit ihrem Anliegen gänzlich abgewiesen und 
erhielten obendrein einen strengen Verweis?"') 
Ihr Begehren dürfte indessen nicht gerade ungerechtfertigt gewesen sein, 
indem es sich bald zeigte, daß die Commissüre mit der Einsetzung des Pfarrers 
Hans Has keinen glücklichen Griff gethan hatten. Er besaß nämlich „ein 
beschwärliches, nnruehiges Gemüth" und auch sonst nicht die Eignung, sich die 
Zuneigung seiner neuen Pfarrkinder zu gewinnen. Insbesondere drückte er die 
Bürger den bestehenden Verträgen zuwider mit überspannten Stolgebühren und 
forderte z. B. von einem Minderbemittelten für das Grab seines Weibes 30 Thaler 
„Seelschatz"?"'ch Zweien anderen, die sich bei ihm um eine Grabstelle für einen 
alten Bürger und Kammergutsarbeiter bewarben, sagte er geradezu, „sie wären 
Ketzer und nit wert, daß man sie ins Erdreich begraben lasse, sondern man 
soll sie hinaus an die Bäum' henken und die Vögel und Hundt fressen lassen". 
Ein anderesmal tvieder äußerte er sich „gar unbescheiden und trntzig", die 
Gmundener „müßten seine Kirche besuchen, sonst würde sie der Kaiser auf die 
Galeeren schmieden lassen". Wenn ihm jemand tvidersprach, so drohte er, daß 
derselbe „ihm gen Linz tanzen", d. h. sich bei der Landeshauptmannschaft ver¬ 
antworten müsse, woselbst er alle Augenblicke Anzeigen erstattete und hiedurch 
bewirkte, daß die Bürger zu fünf bis sechs hinabcitirt „und trotz ihres Spendirens 
gar übel tractirt wurden"?"") 
Daß dieser Seelenhirt durch ein solches Gebühren dem Katholicismus 
unmöglich Vorschub leisten konnte, ist umsomehr begreiflich, als sich die tveitaus
	        
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