Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Zweiter Band (2 / 1899)

Nellgtonsgenossenschaften. 
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fürchten, als „von undenklicheil Mannszeiteil her beim ganzen Salzwesen keine 
andere als die Augspurgische Confesnon nnd derselben Kxer(‘itium in Gebrauch 
und Uebung gewest sei". Alle ohne Ausnahme seien bei derselben „aufgewachsen 
und erzogen" worden, unb es sei „uit aiuer zu nennen vorhanden", der sich zil 
einer anderen Religion bekennen würde. Ein zloangsweise versllchter Glailbens- 
loechsel konnte daher allertvärts nur ben größten Unwillen hervorrufen. Die Salz- 
fertiger UHU'ben lvohl bald ihren Geschäftsbetrieb einstellen oder ihn zum minbeften 
vernachlässigen, die Arbeiter aber im günstigsten Falle einen allgemeinen Ansstand 
(Strike) inseeniren, welches Mittel Unten ohnehiil loohlbekannt sei. Jll anderen 
Gegenden hätte ein solcher freilich nicht viel zn bedeuten, da leicht andere Arbeits¬ 
kräfte gewonnen tuerben könnten. Im Kammergute aber sei Jedernlann auf die 
mannigfachste Art dein Salzwesen dienstbar und ulngekehrt auch dessen Betrieb ganz 
unb gar mir von der Mitwirkämg des bannt am besten vertrauten einheimischen 
Personales abhängig. Dieses könne aber bei seinem unbändigen Charakter noch viel 
Schlinnneres anrichten, und sei unter Uuiständen sogar ein offener Aufstand mit Zer 
störung der Wasserbauten und Soolenleitungen, Brandstiftnng auf den Holzplätzen, 
ja die Vernichtung des Hallstätter Salzbergbaues zu befürchten, und auch die Beauiten 
wären als die vermeintlichen Urheber dieser Gegenreformation ihres Lebens nicht 
sicher. Den: Bestände des Salzwesens drohe sohin die größte Gefahr, ben kaiser¬ 
lichen Einkünften aber eine dauernde, ennpfindliche Schmälerung. Dies Alles 
mögen die Commissäre bedenken, mit ihrem Vorhaben innehalten und das 
Kauunergut in Frieden und Ruhe lassen. Die Salzamtleute hätten sich zu dieser 
Gegenvorstellllug, welche auch dem Kaiser bekanntgegeben werden wolle, durcb 
ihren Diensteid verpflichtet gefühlt. Würde aber diese getreue Warnung nicht 
beachtet, und ihre Befürchtungen sich verwirklichen, so bäten sie jetzt und künftig 
des entstandenen Verderbens entschuldigt und unentgolten 511 seht.87) 
Mit der Zustellung dieses Schriftstückes wurden drei Nnterbeaulte des Salz¬ 
amtes betraut, loelche die Commissäre eben in Regan antrafen, als sie im Begriffe 
standen nach Gmunden anfzubrechen. Sie eiupstengen die Boten sehr ungnädig, 
ergiengen sich in allerlei abfälligen, zuln Theile ehrenrührigen Aeußerullgell loider 
die Salzamtleute, dergleichen diesen „die Zeit ihres Lebens bishero nie begegnet", 
unb wollten das Schreiben lange nicht annehmen. Im klebrigem machte beffen 
Inhalt auf sie nicht ben geringsten Eindruck. Sie setzten vielmehr ihren Weg 
nach Gmunden fort unb kamen dort am 17. Jänner an.88) 
Ihr Erstes war, daß sie ben Magistrat über die herrschenden kirchlichen 
Zustände scharf ins Verhör nahmen. Derselbe entschuldigte sich demüthig, daß er 
sich „der Kirchen niemals angemaßt, auch ben ordentlichen Pfarrern Maß und 
Ordnung zu geben sich nie geweigert hätte". Der Stadtpredieant aber wäre all 
Stelle eüles Fronamters, ben Kaiser Friedrich gestiftet, von: Salzalnte mit jährlich 
40 €t A besoldet worden.8") Die Commissäre nahlnen diese Rechtfertigung gur 
Kenntnis, setzten hierauf den bisherigen Pfarrer, Urb all Ellgelstorffer, 
ab lllld installirteil auf feinen Posten einen gewissen Halls H as, ben sie scholl 
mit sich gebracht hatten. Tagsdarauf, ben 18. Jänner, wurde dann voll biefem 
die Pfarrkirche eingeweiht unb nach katholischem Ritus wieder die Messe gelesen.
	        
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