Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Zweiter Band (2 / 1899)

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Neligionsgenossenschaften. 
dieselbe aufgeben, ihre Prediger entlassen und wieder zur katholischen Kirche zuruck- 
kehren sollen?H Obwohl aber diesen: Befehle bald eine Reihe anderer folgte, 
blieb es ans verschiedenen Gründe:: allenthalben so ziemlich beim Allen. Erst 
1597 begann die Sache ernst zu werden. Zunächst erschien an: 8. Mai desselben 
Jahres ein kaiserliches Mandat, welches den: Landeshanptnianne von Oberösterreich, 
Hans Jakob Löbl, Freiherrn auf Greiuburg, und den: 4. II. Di'. Paul 
Garczweiler, kaiserlicher Reichshofrath, die Gewalt gab, die bereits an 
mehreren Orte:: des Landes begonnene Visitation und Reformation (in: katholischen 
Sinne) der Pfarren und Kirchen , fortzusetzen?'^) Ferner wurde dieses Ma::dat 
untern: 25. August 1597 auf alle landesfürstlichen Städte, Märkte, Herrschaften 
und Pfandschaften ausgedehnt, und endlich erfolgte an: 6. Oetober 1597 eine 
neuerliche Kundmachung der bezüglichen Befehle. 
Auf Grund dieser Patente gieng der Landeshauptmann nun auch gegen die 
Stadt Gmunden vor, :u:d befahl an: 7. Jäni:er 1598 von Linz aus den: 
Magistrate bei einen: Pönfall voi: 2000 Dueaten, die beiden Predieanten binnen 
acht Tagen entweder aus den: Laude zu schaffen oder in Verwahrung zu nehme:: 
und auf Begehren auszuliefern. Er wartete aber den Erfolg dieses Auftrages 
nicht ab, sondern citirte schon mittels Schreiben ddo. Lambach, 12. Jänner, den 
Stadtrichter, zwei Rathsherren, den Stadtschreiber und drei Bürger auf den 
nächsten Tag vor sich und seinen Miteommissär nach Vöcklabruck. Dort wurde 
thue:: der vorstehende Ausweisungsbefehl nochmals eingeschärft, u. z:o. so nach¬ 
drücklich, daß ihr: der Magistrat „auch alsbald befolgte", und die Predieanten 
aus der Stadt und den: Lande brachte?") Durch diese Willfährigkeit glaubte 
:uan vermuthlich dem beabsichtigten Erscheinen der gefürchteten Connnissäre in 
Gnlunden vorzubeugen und so das Kritische der Lage in etwas zu mildern. Auch 
die getreuen Bundesgenossen der evangelischen Bürgerschaft, die landesfürstlichen 
Salzamileute, waren von der näuckichen Absicht beseelt. Sie verfaßten darum 
an: 15. Jänner eine Gegenvorstellung an die beiden Visitationsconnuissäre, welche 
unter nachdrücklicher Betonung der in: Salzkaunuergute herrschenden, höchst eigen¬ 
thümlichen Verhältnisse in eine wohlgenieinte Warnung vor der beabsichtigten 
Gegenreformation ausklang, und der Hauptsache nach Folgendes anführte: 
Der Zustand des Salzwesens sei dermalen ein äußerst günstiger, und noch 
nie sei so viel Salz ausgeführt worden als in: vorhergegangenen Jahre. Hievon 
komme der Hauptnutzen nur dem Kaiser zugute, denn die Salzsertiger müssen 
trotz der Mautsteigerungen ihr Salz ::::: den alten Preis geben, und leiden 
überdies unter der: drückender: Umständen, welche eine allgemeine Lohnerhöhung, 
eine Preissteigerung der Lebensrnittel, Werkzeuge u. dgl. mit sich bringe. Ins¬ 
besondere habe die Stadt Gruunden durch Uebernahrue der Herrschaft Ort, 
wodurch die zugehörigen Waldungen den: Kaiser umsonst in die Gewalt gekommen 
seien, zwar ein großes Verdienst um die Erweiterung des Salzwesens erworben, 
aber auch eine überaus große Last auf sich genomrueu. Nicht besser ergehe es den 
Arbeitern der Salzsertiger. Es sei also in allen Schichten der Bevölkerung Grund 
genug zur Unzufriedenheit vorhanden. Wenn nun dazu uoch eine „urplötzliche 
Veränderung in Religionssachen" komme, so wäre ::::: so sicherer Uebles zu be¬
	        
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