Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Zweiter Band (2 / 1899)

110 
Religionsgenossenschaften. 
der Herrlichkeit, komm' mit dem Frieden. Im Jahre des Herrn .1450. Jörg.) 
Die kleinere zeigt den Beginn des „englischen Grußes": „Ave Maria, gratia 
plena, dominus tecum, benedicta tu“, dazu die Worte: „Maister Jorg", und 
dann drei runde, etwa pfenniggroße Gießerzeichen. Der hölzerne Helm dieser 
Glocken wurde, wie die daraus befindliche Jahreszahl andeutet, 1646 erneuert. 
Im Uebrigen benützte man dieselben nicht nur bei verschiedenen gottesdienstlichen 
Anlässen, sondern auch znm „Ausläuten" der Verstorbenen. Hiefnr hob die Ver¬ 
waltung des Bürgerspitales eine Gebühr von 2 ß 4 für jede Person ein, und 
nur die Rathsmitglieder wurden diesbezüglich taxfrei behandelt.'") 
Zur Spitalkirche sind einst mehrere Stiftungen gemacht worden, von denen 
die des Bürgers Konrad Wurm und einiger anderer Wohlthäter die älteste 
ist (1343). Sie lautete auf eine tägliche Frühmesse und basirte der Hauptsache 
nach ans einem Weingarten zu Rüßdorf, Niederösterreich, genannt „der Zümpfel", 
der dem Stadtpfarrer eigenthümlich überlassen wurde?') Diese Stiftung wurde 
1786 ans vier Quatembermessen reducirt und in die Stadtpsarrkirche übertragen, 
nachdem der Weinberg um 150 fl. C. M. verkauft und dieser Erlös „in fundo 
publico“ angelegt worden war. Von dem jährlichen Zinsenertrage bekam der 
Pfarrer 3 fl., der Meßner 1 fl., die Kirche 1 fl. 15 kr.'") 
Am l. November 1359 verschaffte der Bürger Ulrich Guetjar von seinem 
Hause in der Stadt 1 <ti 4 jährlicher Gilt zur Herhaltung des ewigen Lichtes „in 
die Kapellen zunächst bei dem Spital, darinn' St. Jakob rastet".'") 
1628 stiftete der Salzamtmann Georg Pr ug gleicher mit einem beim 
Salzamte angelegten Capitale von 1700 fl. Rh.") für sein und seiner Verwandten 
Seelenheil zwei ewige Messen auf den Montag und Freitag jeder Woche jedesmal 
um 8 Uhr Morgens, und weiters vier qnatemberliche Requiems. Hiezu hat der 
Priester Opferwein und Beleuchtung beizustellen, bekommt aber vierteljährlich 
17 fl. 30 kr., der Cantor 2 fl., der Meßner 3 fl., den Rest die Spitalkirche. 
Die Stiftung wurde am 2. Jänner 1644 urkundlich sichergestellt, unb 1778 für 
dieselbe seitens der Bancohauptcassa eine neue Obligation im gleichen Capitals- 
betrage ausgefertigt."') Im Uebrigen wird diese Stiftung noch gegenwärtig jedoch 
mit der Abänderung vollzogen, daß anstatt der zwei Wochenmessen nur mehr eine, 
u. zw. am Dienstag gelesen, die vier Requiems aber stiftbriefmüßig persolvirt 
werden. Die von dem Bürger Johann Fa big er 1683 gemachte Jahrtagstiftung 
wurde bereits au anderer Stelle ausführlicher abgehandelt. Zur Spitalkirche gab 
das landesfürstliche Salzanit alle Jahre 5 fl. „Kerzengeld",'") unb der Stadt¬ 
pfarrer Matthäus Arres widinete ihr ein Legat von 500 fl. Rh.") 
Außer den gestifteten Gottesdiensten wurde insbesondere das „Fest Sanct 
Jacobi" solenn gefeiert. Im XVII. Jahrhunderte oblag die Pflicht, an diesem 
Tage in der Spitalkirche Amt und Predigt zu halten, dem Viear zu Laakirchen, 
der hiefür vom Spitlmeister ein Fuder Salz und 1 fl. bekam.'") Alle übrigen 
gottesdienstlichen Handlungen aber wurden, da diese Kirche keinen eigenen Priester 
besaß,'") stets von der Pfarrgeistlichkeit verrichtet, unb führte der gewöhnliche 
Messeleser den Namen „Spitalkaplan". Den Grund hiezu legte schon die 
obenerwähnte Stiftung des Konrad Wurin, welche bestimmte, daß der Stadt-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.