Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Zweiter Band (2 / 1899)

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Religtonsgenosfenschaften. 
altdeutsche Bauform charakteristischen Rippen und Spitzbogen auslaufen. Daß dieser 
entsprechend auch die Kirchenfenster einst solche Bögen und steinernes Maßwerk 
besessen haben, wurde durch eingehende, vor wenigen Jahren vollzogene Unter¬ 
suchungen festgestellt und veranlaßte dieser Befund, sowie hauptsächlich die Be¬ 
schaffenheit des Chores einen Fachmann allerersten Ranges, den seither verstorbenen 
Wiener Dombaumeister Friedrich Schmidt zu einem ebenso günstigen, wie für 
das fernere Schicksal der Pfarrkirche entscheidenden Urtheile. Dem Bausthle der 
Kirche entsprach auch der an ihrer Westseite aufragende vierkantige Thurm, welcher 
von einem einfachen Satteldache gekrönt war, tvie ein solches noch heute an dem 
Kirchthurme von Laakirchen zu sehen ist?) Schon am Ausgange des XVII. Jahr¬ 
hunderts begann man allmählich, der veränderten Geschmacksrichtung entsprechend 
die gothischen Bauformen der Kirche innen und außen nach Möglichkeit zu ver¬ 
wischen und setzte diese Arbeiten insbesondere über Anregung des Stadtpfarrers 
Graf S e e a u in den folgenden Jahren fort?) So wurde die Pfarrkirche in jenen 
„Barocksthl" gekleidet, den sie neben den Resten der Gothik noch heute zur Schau 
trägt. Auch dem Thurme widerfuhr in den Jahren 1717 und 17185) das nämliche 
Schicksal, wobei man ihn zugleich aus die gegeinvärtige Höhe von 51*45 w brachte, 
ihm einen bauchigen Helm gab und als Bekrönung eine durchbrochene Dachspitze 
(Laterne) hinzufügte. Diese Arbeit vollführten der Amts-Maurermeister Simon 
Weh rer und der Stadt-Zimmermeister Hans Wiudtpüchler unter der Ober¬ 
leitung des Johann Michael Pruuner, Baumeisters in Linz, mit einem 
Gesammtkostenaufwande von 6025 fl. 44 kr. Rh. Im Jahre 1723 wurde auch 
die anderweitige Umgestaltung der Kirche mit dem Baue des äußeren Hauptportales 
beendet und dieselbe am 27. August desselben Jahres durch den Passauer Bischof 
Josef Do minie ns Graf La mb erg eingeweiht?) 
Durch diese Unternehmungen gerieth aber „die Pfarrkirche Gmunden in Armut 
und Schulden"?) Zu ihren Gläubigern zählte auch die Stadt Gmunden selbst, die 
ein 1723 vorgestrecktes Capital von 1190 fl. Rh. erst 1748 mit Nachsicht eines 
ziemlichen Restes zurückbezahlt erhielt?) Diese unangenehme Lage wurde indessen 
dadurch gemildert, daß die Wiener Hofkammer vom Jahre 1718 angefangen zur 
Pfarrkirche einen jährlichen Beitrag von 200 fl. Rh. aus den Salzamtsgefällen 
mit der Begründung bewilligte, daß „die Reparation der Gotteshäuser im kaiser¬ 
lichen Kammergut von altersher mehrist aus kaiserliche Unkosten geschehen sei"?) 
Ueber die innere Einrichtung und Ausschmückung der Pfarrkirche wie auch 
manche Bauveränderungen mögen folgende Daten kurz Aufschluß geben. 
Der Hochaltar trug von Anbeginn das Bildnis der Mutter Gottes xmb 
dürfte einst wohl dem Baustyle der Kirche angepaßt gewesen fei». Um das 
Jahr ItM? gab ihm der berühmte Bildhauer Thomas Schwanthalerväüs^g *' 
Ried in Spätrenaissance die gegenwärtige Gestalt und schmückte ihn dem ver¬ 
änderten Patrocinium entsprechend mit einer trefflichen Darstellung der heiligen 
drei Könige, die dem neugeborenen Welterlöser ihre Huldigung darbringen. 
Diese Arbeit geschah auf Veranlassung und Kosten eines ungenannten Wohl¬ 
thäters, der den Namen eines der heil, drei Könige trug. Im Jahre 1-667 
legirte der gewesene Stadtrichter Johann Ziepel zur „Auferbauung eines
	        
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