Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

Einiges über den Gmundener- oder Traunsee und seine Umgebung. 
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ihrer engeren Heimat und er vermag auch die Begeisterung nachzuempfinden, mit 
welcher manch' fremder Mann, manch' gottbegnadeter Dichter dieser Perle Ober¬ 
österreichs ein Loblied gesungen hat?) 
Auf den Gmundenersee passen vor Allem die trefflichen Worte, welche 
Friedrich Simony den großen Alpenseen überhaupt widmet^): „Den größten 
Reichthum an Naturverhältnissen und Naturschönheiten, wie nicht minder an 
Schöpfungen menschlichen Waltens haben jene ausgedehnten Wasserspiegel aus¬ 
zuweisen, welche inmitten der zwei mächtigen Naturcontraste, der wilderhabenen 
Alpenregion auf der einen, der milden Berglandschaften und großen Thalebenen 
auf der anderen Seite gelagert sind. Begünstigt durch die tiefe Lage, gedeckt durch 
das allseitig sich erhöhende Terrain, durch Hügelzüge und Alpenmassen erfreuen 
sich die Ufergelände eines durch den Einfluß der großen Wasserfläche nach Hitze 
und Kälte gleich gemilderten Klimas — eines Klimas, welches der Vegetation jene 
erquickende Frische lind Ueppigkeit, den landwirtschaftlichen Pflanzungen jenen 
Reichthum und jene Abwechslung verleiht, die das Auge des Reisenden so sehr 
entzücken, dem Anwohner seinen Boden zum schönsten der Erde gestalten. 
Wie hier zuerst der Frühling sproßt und grünt in der ganzen Fülle des 
Pflanzenlebens, so entfalteten sich hier mich früher, rascher und kräftiger als 
anderswo die ersten Keime der (Sultur für die Bewohner einer weiten Umgegend, 
bildeten sich die ersten bedeutenderen Sammelplätze eines vielgestaltigen Menschen- 
lebens. Hier errichteten unbekannte Volksstämme einer vorgeschichtlichen Zeit ihre 
Pfahlbauten in den Untiefen der fischreichen Uferwässer; zu deu Gestaden der 
großen Seen lenkten bald die das Alpenland durchziehenden Verkehrslinien; Handel 
und Industrie machten blühende Städte erstehen, mächtige Geschlechter schlugen 
da ihre Sitze auf — manches bedeutungsvolle Blatt der Geschichte hat hier seinen 
Inhalt gefunden." 
Indem wir uns nun einer Besprechung der geologischen Verhältnisse 
der Traunseegegend zuwenden, lassen wir einem eminenten Fachmanne das Wort. 
„Verschiedenartige Umstände und Factoren", schreibt Prof. Dr. G. A. K o ch, 
„beeinflußen den geologischen Aufbau des Bodens im Kleinen, wie auch die 
Structur eines Gebirges im Großen. Vor Allem äußern sich die gebirgsbildenden 
Kräfte in mannigfacher Weise. 
Sie nehmen Antheil an der oroplastischen und topographischen Gestaltung 
eines Terrains; sie wirken bestimmend auf die Richtung der Flußläufe und machen 
sich auch in der Anordnung und Bildung der Seebecken bemerkbar. Die Qualität, 
Lagerungsform und Vertheilung der einzelnen Felsarten wirkt endlich auch mit, 
um einer jeden Gegend ein bestimmtes, typisches Gepräge zu verleihen. 
Unter den großen Längsbrüchen der Alpen hat jener eine gewisse 
Berühmtheit erlangt, der sich zwischen Gmunden, Windischgarsten und der 
Brühl bei Wien nachweisen läßt. Er schneidet die „Kalkzone" von der „Sandstein¬ 
zone" scharf ab und bringt erst etwas weiter östlich vom Gmundener - Seebecken 
in Ober- und Niederösterreich den Werfen er-Schiefer, ein Gebilde der 
untersten Triasformation, zum Aufschluß. Jünger, als der genannte Längsbruch, 
ist der im Allgemeinen von Süd nach Nord lausende Querbruch, den man als
	        
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