Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

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Grenzbeschreibung und Statistik. 
Lämmern.") Die Naturalleistungen wurden mitunter auch in Geld gegeben. Wir 
werden davon im Laufe dieser Arbeit mehrere Beispiele kennen lernen. — Mit 
dem Gesetze vom 7. September l848 wurde der Unterthansverband aufgehoben, 
aller Grund und Boden gleichgestellt, die Giebigkeiten der Unterthanen abgelöst. 
Hiedurch sanken die vormaligen Herrschaften bloßen Landgütern herab, der 
Bauer aber wurde zum freien Eigenthümer seines Bodens.") 
Von Getraidegattungen werden im politischen Bezirke Gmunden Walzen 
(dieser nur im Gerichtsbezirke Gmunden) Korn, Gerste und Hafer gebaut. Manche 
mitunter steil aufsteigende Gehänge sind für den Ackerbau nicht besonders günstig 
und ist deren Bearbeitung mühsam. Der Ackerboden wird fast ausschließlich durch 
thierischen Dünger fleißig verbessert. Im Gerichtsbezirke Gmunden wird Getraidc 
über den eigenen Bedarf gewonnen und bildet dessen Absatz eine wichtige Einnahms¬ 
quelle des Ballers. 
Sehr eifrig wird die Wiesencultur betrieben und gewährt auch ein gutes 
Erträgnis. Zumeist gelviiliit man, von der Verwendung als „Grünflitter" abgesehen, 
„süßes Heu", und nur die hie und da vorhandenen nassen Wiesen liefern so- 
genanntes „salires Heu". Die Wiesen sind meist „zweimahdig", und findet im 
Jlini die Heu-, im September die Grummeternte statt. Hievoil machen mir die 
hochgelegenen „Bergwiesen" eine Ausnahme, welche „einmahdig" sind und im 
August geheut werden. An Futterpflanzen baut man verschiedene Sorten Klee 
und Hülsenfrüchte (Futterwicken und -Erbsen) an. Letztere lverden nicht selten mit 
Gerste oder Hafer gemischt angesäet und sind solche Bestände unter dem Namen 
„Herbstfutter" bekannt. Von Hackfrüchten gibt es Runkelrüben, Erdrüben und 
Kartoffel. Hanf, Flachs und Hopfen werden nur selten gebaut. Die Rebencultur 
fehlt nahezu gänzlich. Der Anbau von Kraut und Kohl deckt nicht nur den häus¬ 
lichen Bedarf, sondern auch die Bedürfnisse der größeren Ortschaften. 
Die Obstcultur steht auf hoher Stufe. Im Gerichtsbezirke Gmunden ist kein 
Bauernhof, der nicht von einem kleinen Obstbaumwalde umgeben iväre. In dieser 
Hinsicht hervorzuheben ist die Ortschaft Traunstein, wo dank der sonnigen Lage 
nicht nur Aepsel, Birnen und Zwetschken, sondern hauptsächlich Kirschen in besonders 
guten Sorten gedeihen und die Haupteinnahmsquelle der dortigen Grundbesitzer 
bilden. Um die Hebung der Obstcultur daselbst hat sich vor nun fast 100 Jahren 
der Inhaber des Freisitzes Roith, Johann N. Hörner, Edler v. Roithberg, 
bleibende Verdienste erworben. Der reiche Obstbau am Traunsee läßt die Umgebung 
desselben als einen Garten erscheinen, der zur Blüthezeit lvie in „ein schimmernd 
Brautgewand" gekleidet geradezu bezaubernd lvirkt. Eine gute Obstlage bilden auch 
die „sonnseitigen" Bergeshänge der Pfarre St. Conrad. Dort, wie auch anderwärts 
im Gerichtsbezirke ist die Zahl der Obstmostbäume (Birnen und Aepsel) vorherrschend. 
In günstigen Jahren wird viel Most erzeugt, und gibt es Bauern, die dann 
200 Hektoliter und darüber produciren. Außerdem wird noch Dörrobst, und 
weiterhin Branntwein aus Zwetschken und Kirschen ebenso wie aus Getraide 
bereitet. Der Obstbau bildet sohin für den Bauer ein wichtige Einnahmsquelle. 
Nicht unerwähnt sollen hier mehrere größere Gärtnereien bleiben, welche den 
Stadtbewohner mit Gemüse aller Art versorgen.
	        
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