Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

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Gesundheitspflege. 
und 1875 fertiggestellt. Der Friedhof, dessen kirchliche Weihe am 1. November 1875 
vollzogen wurde, ist mit einer soliden Mauer umgeben, enthält die Wohnung des 
Tvdtengräbers, zwei allen sanitären Anforderungen entsprechende Leichenkammern 
und eine Reihe von Gruftbauten. Das Begräbnisfeld, dessen Untergrund aus 
Schotter und Sand besteht, zerfällt durch zwei sich kreuzende, mit Kastanienbäumen 
bepflanzte Fußwege in vier Abtheilungen. Dem Eingangsportale gegenüber am 
Ende des Hauptganges beftndet sich die übrigens erst später auf Grund des 
Statthaltereierlasses vom 28. Juli 1879, Z. 7417, von der Kirchenverwaltung 
erbaute, geräumige Friedhofkapelle, welche alleu Heiligen geweiht, von einem 
Glockenthurme überhöht ist lind gleichfalls als Grabstätte dient. 
Im Jahre 1875 erwarb auch die evangelische Kirchengeineinde dicht neben 
dem katholischen Friedhofe ein Grundstück im Ausmaße von 888 Quadratklaftern 
(31 n 94 m2) zur Anlage eines Gottesackers. Derselbe erhielt am 19. Augllst 
desselben Jahres gelegentlich des ersten Begräbnisses die kirchliche Weihe. Beide 
Friedhöfe sind durch die später erfolgte Verlängerung der Johann Tagwerkergasse 
der Stadt um ein Bedeuteudes näher gerückt und 1893 aus Gründen der Pietät 
auf Kosten der Stadtgemeinde an die allgemeine Wasserleitung angeschlossen 
worden.2'2) 
Zu den anderweitigen Aufgaben der Gesundheitspolizei, lvie sie der Stadt- 
rath übte, gehörte auch die Beseitigung der Abfallstoffe. So befaßte sich 
derselbe z. B., lvas für die in der „guten, alten Zeit" herrschende Reinlichkeit 
bezeichnend ist, 1553 aberinals mit dem „Mist, so allda in der Stat an den 
Plätzen und in die Gassen gelegt und lang also verzogen worden", und kam zu 
dem Schlüsse, daß es Jedermann gestattet sei, „zu seiner augenscheinlichen Rot- 
turfft" den Unrath nur einen Monat hindurch dort liegen zu lassen; wer ihn 
aber dann noch nicht wegräume, sei mit einer Geldstrafe von 5 U ju belegen.2") 
Das Wegschaffen von Thiercadavern ließ der Magistrat seit jeher durch den 
„Wasen- oder Feldmezger auf der Gmain" (Ortschaft Mosham Nr. 12) besorgen. 
Dieser Wasenmeister bekam, je nachdem das betreffende Aas eine Katze, ein Hund 
oder Schwein war, 10, 12, 15, 18 kr. per Stück, für das Wegbringen eines ge¬ 
fallenen Pferdes aber 1 fl. 30 kr. Rh. aus dem Stadtkammeramte bezahlt. Auch die 
Vertilgung von wuthkranken Hunde» gehörte zu seinen Obliegenheiten; sie wurden 
gewöhnlich, wo inan sie antraf, niedergeschossen, und der Wasenmeister für jeden 
mit 4/? <^, später mit 15 kr. aus derselben Cassa entlohnt.2'2) Auch der Abdecker 
wurde von der übrigen Bewohnerschaft als unehrlich gemieden, und noch 1782 
strafte das Maurerhaudwerk einen Gesellen um 1 fl. C. M. zur Zechlade, weil er 
mit dem Wasenmeister Karten gespielt hatte.2''2) 
Eine Canalisirung kannte man nicht. Die Ausscheidungsproducte des mensch¬ 
lichen Stoffwechsels und andere Abfälle wurden vielmehr durchwegs in Senk¬ 
gruben, „Merigungen" genannt, aufgefangen, mit deren Reinigung aber, >vie 
manches Actenstück beweist,2") nicht allzu skrupulös verfahren. Erst gegen das 
Ende des XVIII. Jahrhunderts begann man gemauerte, meist mit Steinplatten 
gedeckte Straßencanäle anzulegen, die an mehreren Stellen in den Traunsee 
mündeten, und in welche dann hie und da auch die Absallwässer einzelner
	        
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