In Wehr' und Waffen.
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gärten gegen einen jährlichen Pachtzins überlassen. Hieraus erzielte z. B. die Stadt¬
cassa 1815 eine Jahreseinnahine von 53 sl. 20 kr. C. M?ff Im Jahre 1841 begann
man den Stadtgraben auszufüllen, und vollendete diese Arbeit 1853. 1847/48
wurden die bis dahin gewonnenen Flächen mit Kastanienbäumen bepflanzt. Der
Wehrgang an der Stadtmauer wurde schon im XVII. uub noch im XIX. Jahr¬
hundert theilweise an die Seiler als Werkstätte vermietet. Der dem Christvphsthore
zunächst gelegene Zwinger hatte schon früher mit Benützung der beiden Stadt-
mauern als „Getraidekasten" Verwendung gefunden/Sä) Die äußere Stadtmauer
wurde noch im XVIII. Jahrhunderte sorgfältig in Stand gehalten, jedoch schon
in den Jahren 1749/50 den Besitzern der in der Traungasse befindlichen, an jene
angebauten Häuser, deren rückwärtige Mauer in ihrem unteren Theile meist der
Stadtmauer angehörte, gestaltet, dieselbe in ihr Eigenthum einzubeziehen, Fenster
auszubrechen und Balcone anzubringen. 1816 wurden die Stadtmauertheile und
Zwingergründe längs des oberen und unteren Grabens au verschiedene Anrainer
verkauft?") Im Frühlinge 1828 wurde die Stadtmauer neben dem oberen
Thore niederzulegen begonnen, und 1844 folgten bis auf wenige Neste, die nächst
dem Hause der Bürgerschulstraße Nr. 2 noch heute stehen, die längs des oberen
Grabens befindlichen Partien derselben??) Auch am unteren Graben ivard sie in
dieser Zeit zum Theile beseitigt.
Von den Thürmen fiel zuerst, um 1745, das „Mautthor" an der Traun¬
brücke, dann 1836 der Bruckthurm den Anforderungen der Neuzeit zum Opfer;
er mußte anläßlich des Baues der Pferdeeisenbahn, für die er ein wesentliches
Verkehrshindernis gewesen wäre, demolirt werden?") Ihm folgte 1839 der
Christophsthurm, dessen Material größtentheils zum Baue des vorerwähnten
Hauses verwendet wurde. 1844 kam der Leonhard st hu rm an die Reihe;
zehn Jahre später schwand der Oberthorthurm von der Bildfläche, 1868
wurde der Ne uth ort hu rm und im März 1897 der Jakobsthurm entfernt.
Das aus beiden Objecten gewonnene Materiale wurde verschiedenen Communal-
zwecken zugewiesen. Mithin sind nur der Schuster-, wie der Eckthurm am
Gebällde des k. k. Bezirksgerichtes erhalten geblieben?") Endlich wurde im Winter
1870/71 das Traunthor thunlichst erweitert. Die „Seeplanken" bestanden
noch 1818 in einem allerdings rudimentären Zustande und sind erst nachträglich
ganz entfernt worden."")
Die beiden Kasernen wurden, da sie sehr baufällig geworden waren, aus
diesem Grunde auch die Dislocirung ständiger Garnisonen »ach Gmunden aufhörte,
und die Landstände im Jahre 1815 die letzte „Kasernquartierzinsung" bezahlt
hatten,"') vom Magistrate 1820 und 1822 an Private veräußert.
Das BurgstallaufdemGuglberge verfiel schon im XVI. Jahrhunderte.
Deshalb wandte sich 1591 der Magistrat um eigenthümliche Ueberlassung desselben
mit einer Eingabe an die Regierung, „dainit der Kirchthnrm, Frehdhof und
andere nöthige Stadtgebäude unterhalten werden können", wurde jedoch ab¬
gewiesen, „da man nicht wisse, wozu man das Burgstall später noch brauchen
könne"."") Thatsächlich ivurde 1619 das obere Drittel des Thurmes, welcher
seines Zustandes halber nun stets „das alte Schloß" genannt ward, abgebrochen,