Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

In Wehr' und Waffen. 
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8 Reichsthalern, wofür er sich mit Holz, Licht und Geschirr versehen mußte. Das 
für die Truppen nöthige Salz stellte das landesfürstliche Mautanit gratis bei.77) 
Wer von den Bürgern keine Soldaten oder Pferde im Hanse hatte, mußte 
wöchentlich einen gewissen Geldbetrag als „Extraordinarizuetrag" in das Stadt- 
kammeramt entrichten. Die Ofsieiere hielten meist gute Mannszucht, was ihnen bei 
ihrem Abzüge seitens des Magistrats gewöhnlich ein Geldgeschenk (12—16 Reichsthaler) 
eintrug. Der gemeine Mann mußte im Winter täglich um 7 Uhr Abends in seinem 
Quartier sein, damit er „nit auslauffe und Diebstahl üben könne". Dawider- 
handelnde mußten sich eine Zeitlang rittlings auf den hölzernen Esel setzen, den 
man für dieses und ähnliche Vergehen auf Kosten des Stadtkammeramts inmitten 
des Stadtplatzes angebracht hatte?") 
Als Hauptwache oder „Wachthaus" diente seit 1680 das sogenannte „Tunzen¬ 
steinerhaus" (Kammerhofgasse Nr. 5), welches der Stadt ungefähr zehn Jahre 
früher an rückständigen Steuern zugefallen war. 1721 wurde es ans Kosten der 
quartierpflichtigeu Bürger für einen Theil der Garnison als „Qilartierhaus" oder 
„Wachlkaserne" eingerichtet. Am 30. September 1748 kaufte dann der Magistrat 
noch das sogenannte „Hausmahrhaus", welches nächst der Spitalkirche gelegen ails 
den Häusern Nr. 2 und 4 der Traun-, und Nr. 3 der Kößlmühlgafse bestand, um 
650 fl. Rh. und richtete es als Kaserne ein. Kaufschilling und Eiurichtungskosten 
dieser „Spitalkaserne" trafen tviederum die quartierpflichtigen Bürger. Beide 
Kasernen wurden nur von der Mannschaft, nicht aber von den Officieren bewohnt, 
welche nach wie vor gegen Bezahlung eines entsprechenden Zinses seitens der 
oberösterreichischen Landstünde in Bürgershäusern einquartiert tvaren. Au das 
Stadtkammeramt zahlten auch die oberösterreichischeu Landstände einen Jahreszins 
von je 100 fl. C. M. für die Benützung der beiden Kasernen, und kamen über¬ 
dies mit nahezu einem Drittel für die nöthigen Reparaturen derselben auf, während 
das klebrige die Stadtcassa zu leisten hatte.'") 
Für die hier einquartierten Truppen war die Stadt häufig auch der Werbe¬ 
platz, ivie denn z. B. im April und Mai 1668 sich hier die Recruten des Regiments 
Graf Straßoldo sammelten?") Ueber den im XVIII. Jahrhundert üblichen Vor¬ 
gang der Recrutirung für das kaiserliche Heer geben einige Patente der Verordneten 
des Landes ob der Ens Aufschluß?') Diesen zufolge ivurde das ganze Recrutirungs- 
geschäft von den Verordneten zur Durchführung übernommen. Die Recrutirung 
geschah nach der Anzahl der Feuerstätten, il. zw. hatte eine jede der sieben landes¬ 
fürstlichen Städte von je 33—40 derselben einen „zil Kriegsdiensten tauglichen, 
im Alter von 25 — 40 Jahren stehenden, kräftigen und in anderen Eigenschaften 
unausstelligen Mann" nach Linz zu dirigjren, wo er vom „Laudschaftschirurgo" 
untersucht, imb dann im Falle der Tauglichkeit mit Montur und Getvehr versehen 
wurde. Raufer, Spieler, Trinker, Wildschützen, Fornicauten"") und Vagabunden, „die 
dem Landmann, Bürger und Bauern ohnedem zur Last sehnd", konnten nöthigen- 
falls auch mit Gewalt zum Militär genommen werden. Für einen jeden wirklich 
Asseutirten zahlte das kaiserliche Kriegscassaamt 15 fl. an die Obrigkeit desselben. 
Jene Burschen, auf die man es besonders abgesehen hatte, erhielten, um sie anzu¬ 
locken, ein gewisses Werd- und Handgeld.
	        
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