Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

Topographie. 
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Hunderts nach einem dort seßhaften Bäckergeschlechte den Namen „Flehelgasse", 
der späterhin kurzweg zum „Flehgassel" verdorben wurde?) Die übrigen Gassen 
waren in jener Zeit namenlos. 
Der „untere" und „obere Markt" lassen ihre hauptsächliche Bestimmung schon 
aus dem Namen erkennen. Der erstere diente in seinem mittleren Theile als 
Umschlagplatz für Salz, Getraide und Waaren aller Art; er war deswegen Tag 
für Tag die Stätte eines regen Verkehres. Der andere war namentlich an jedem 
Dienstage stark bevölkert, denn dort wurde und wird noch heute der wichtige 
Wochenmarkt abgehalten. Das „Rinderholz" dürfte seinen Namen dem Umstande 
zu verdanken haben, daß dortselbst noch späterhin das Schlacht- und Handelsvieh 
zum Auftriebe kam, und an Holzpflöcke gebunden sein Los erwartete. 
In dem unteren Stadttheile standen (und stehen zum Theile noch) jene 
Baulichkeiten des Salzamtes, aus welchen später der „Kammerhof" geworden ist; 
daneben das „Bürgerspital zu St. Jakob" und die gleichnamige Kirche, beides 
schon um die Mitte des XI V. Jahrhunderts urkundlich erwähnt; weiterhin inmitten 
des „Unteren Platzes" das Rathhaus (heute Nr. 4, Rathhausplatz); daneben seit 
dem XVII. Jahrhunderte der „Salzkeller" (Salzstadel) die „Kuefhäuser", der 
„Hof" — oder „Traidtkasten", das „Großkufenhandelamt", und außerhalb der 
Ringmauer, an diese angebaut, zwischen Christophsthurm und Seeufer die 1636 
erbaute „Kueferstuben". Auf der Höhe erstand vermuthlich zu Ende des XIII. Jahr- 
huuderts, nachdem dortselbst die (gegenwärtig nicht mehr bestehende) ,Annakapelle" 
schon früher errichtet worden war, die Pfarrkirche „zu Unser lieben Frau" und 
dicht um dieselbe herum der Friedhof, an welchen sich das Pfarrhaus anschloß. 
Nicht weit davon erhob sich ein Edelsitz, die „Grueb" genannt, gegenwärtig 
das Amtsgebäude des k. k. Bezirksgerichtes. Dieses Gebäude ist „mit seiner 
Zugehörung durch aineu Edelmann erbaut, auch je und allweg durch Edelleut' 
ersessen, oder ihrem Gefallen nach in Bestand verlassen, auch nie kam' bürgerliche 
Handtierung darin getrieben worden; denn (weshalb) es auch, wie es gelegen 
und umschlossen, wohl für ainen Edelmannssitz geacht' werden mag"?) Wir haben 
uns also die „Grueb" wohl als eine Art Stadt bürg, d. i. einen burgartigen, in 
der Stadt gelegenen Wohnsitz einer Adelsfamilie, wie es deren in vielen Städten 
gegeben hat, vorzustellen?") 
Bon allen diesen Gebäuden ist ein Theil noch heute der ursprünglichen Be¬ 
stimmung erhalten, ein anderer gänzlich voin Erdboden verschwunden, der Rest 
längst anderen Zwecken zugeführt worden. 
Die Häuser des unteren und oberen Platzes, der Traun- und Kirchen- wie 
theilweise der Badgaffe bildeten das Eigenthum der wohlhabenderen Bevölkerungs¬ 
classe, der eigentlichen „Bürger", während die „Mitbürger und Handwerker" die 
übrigen Stadttheile und die Vorstadt bewohnten. 
Die Baulichkeiten der inneren Stadt weisen manch' interessante architektonische 
Details auf, welche von dem Gesammtbilde Gmundens unzertrennlich sind. Die¬ 
selben sollen nach Thunlichkeit in der am Schluffe des dritten Bandes angefügten 
„Häuserchronik" berücksichtigt werden. Zieht man diese bautechnischen Merkmale in 
Betracht, so hat sich eigentlich das alte Stadtbild Gmundens, von einigen mehr
	        
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