Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

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Name und Wappen. 
dem mittleren nnd höchsten derselben entsproßt eine kurzgestielte, dreizweigige, 
neunblätterige Pflanze, welche zwischen Kufe und Fisch, jedoch kaum zur Hälfte 
derselben hinanreicht. Das äußere, den Schild auf drei Seiten begrenzende Feld 
ist mit Ranken gefüllt?) Der Originalstempel aus Bronce, eine sehr gute 
Arbeit, stammt aus dem XIV. Jahrhundert, und wird noch im Stadtarchive 
aufbewahrt. 
Das zweite dieser älteren Stadtsiegel ist gleichfalls rund. Sein äußerer 
Rand ist gewunden; der Durchmesser beträgt 42 mm. Auf einem Schristbande, 
dessen Grund gekörnt und dessen Enden umgeschlagen sind, stehen in deutscher 
Schrift (Minuskel) die durch Blumen unterschiedenen 
Worte: 8ecretuin civium in Gmunden 
1479. Das Siegelbild stellt einen Engel mit aus¬ 
gebreiteten Flügeln dar, welcher in ein faltiges 
Gewand gehüllt und bis an die Brust sichtbar, einen 
breiten, oben eckigen, unten aber zugerundeten und 
sehr ausgebauchten Schild hält. Derselbe zeigt die 
nämliche Darstellung wie das größere Siegel, nur 
ist die Pflanze hochstämmig, fünfblätterig, und reicht 
fast zum oberen Rande der Salzkufe hinauf. Der 
Stadtiirgrl I17S. Siegelstempel ist aus Silber, trefflich gearbeitet, 
trägt rückwärts eine umlegbare Ranke als Hand¬ 
habe und stammt aus dem XV. Jahrhunderte. 
Diese beiden Secretsiegel dienten als Hauptsiegel der Stadt Gmunden, mit 
welchem man alle wichtigen Urkunden und Actenstücke versah. Zum Verschlüsse 
von Briefschaften, solvie zur Bekräftigung von minder wichtigen Documenten 
(z. B. Quittungen, Kaufbriefen u. dgl.) gebrauchte mau ein kleineres, handlicheres 
Siegel, dessen noch heute vorhandener, silberner Originalstempel 
dem XVI. Jahrhunderte angehört. Dieses Siegel ist rund, 
hat 25 mm Durchmesser, ist von einem Stuseurande umsäumt, 
und trägt auf einem über dem Schilde befindlichen Schrift¬ 
bande die Lapidarzeicheu 8. 6. („Sigillum Gmunden"). Der 
Schild ist ebenso geformt wie der des vorbeschriebenen Secrets, 
Kleines siadiliegrl. und enthält auch die nämlichen Wahrzeichen in derselben An¬ 
ordnung. Rur sind Fisch und Kufe schräg zu einander gestellt, 
und die hochstänimige, hier dreiblätterige Pfianze überragt beide, und steigt 
aus der Mitte eines d r e i gipfeligen Hügels auf. Die seitlichen Felder außerhalb 
des Schildes zeigen je eine, oben in eine Blume auslaufende Ranke. 
Bis gegen das Ende des X VI. Jahrhunderts siegelte die Stadt Gmunden 
gleich anderen Städten mit grünem Wachse. Sv hängt beispielsweise das vor¬ 
geschriebene größte Siegel an der Vertragsurkunde, mittels welcher das von den 
österreichischen Ständen gegen Kaiser Friedrich III. als Vormund des 
Ladislaus Posthumus geschlossene Bündnis bekräftigt wurde?) 
Der Gebrauch des rothen Wachses zu Siegelzwecken, seit dem XIV. Jahr¬ 
hunderte ein Vorrecht des Adels und der höheren Geistlichkeit, wurde nach und
	        
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