Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

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Vorwort. 
besetzte Archiv des Landgutes Mühlwang und schließlich dessen restliche Actenbesiände 
größteutheils eiugestampst. Ein nicht minder trauriges Schicksal widerfuhr der 
hochberühmte», int Freisitze Roith von dessen Eigenthümer Johann Nepomuk 
Hörner angelegten Bibliothek, die auch später noch erwähnt werden wird. Von 
zahlreichen Jncnnabeln, die sie enthielt, sagte eilt gleichzeitiger Fachmann ersten 
Ranges (Panzer), daß sie bloß „in Bibliotheca Hörneriana zu finden seien." 
Schon 1864 aber wurde der größte Theil der Büchersammlung an die Buch¬ 
handlung Prandel & Ewald in Wien um 1200 fl. ö. W. veräußert, der Rest 
sammt deit Jncnnabeln von dem Sohne Höriters nach Wels gebracht und dort 
zwanzig Jahre später nach dessen Tode von den Erben, die den hohen Wert 
nicht kannten, um vier, sage vier Kreuzer per Kilogramm an einen Inden ver¬ 
schleudert. Ein wahres Zerstörungswerk großen Stvles wurde 1868 auch bei Auf¬ 
lösung der k. k. Salinen- und Forstdirection in Gmunden verübt. Die Registratur 
derselben >var in den ausgedehnten Parterre-Localitäten des Kammerhofes unter¬ 
gebracht und umfaßte iticbt nur die Acten der neueren Zeit, sondern auch die 
ganzen großen Urkundenbeftände des alten landesfürstlichen Salzoberamtes. Mit 
deren Sichtung war eine eigene Commission betraut worden, und diese hauste in 
jener reichen culturgeschichtlichen Fundgrube ärger als es der Feind gethan hätte. 
Was ihren Mitgliedern, denen man unbegreiflicher Weise seitens der Hoheit Regierung 
keinen geschichtskuudigen Fachmann beigesellt hatte, nicht mehr brauchbar und für 
beit Bureaudienst nothwendig zu sein schien, wurde ziel- und planlos entweder 
der Vernichtung au Ort und Stelle preisgegeben, oder zum Verkaufe bestimmt. 
Bei Anwendung des ersteren Verfahrens zerriß mau einfach die Acte», wobei die 
Commission gewöhnlich bis an die Knie herauf in Papiersetzen vergraben saß, 
und überlieferte diese hierauf unter Aufsicht eines Beamten den Flammen. Dem 
letzteren Zwecke diente der Waschkessel des Kammerhofes, unter welchem man drei 
Wochen hiudnrch täglich ein beständiges Feuer uulerhielt. Der damit betraut 
gewesene Aintszimmermann lebt noch heute. Er rettete wenigstens nach vielen 
Bitten und unter Zusage der größten Verschwiegenheit den Stammbaum zweier 
Stadtpfarrer von Gmunden, der Gebrüder Herackh, freilich bloß deshalb, weil 
er hiebei auf sein Weib, eine Näherin, bedacht war, für die sich die lauge Papier¬ 
rolle zur Anfertigung von Kleiderschnitteu ganz besonders zu eignen schien. Das 
genannte Stück befindet sich dermalen unversehrt in meinem Besitze. Das zur 
Veräußerung au Kaufleute, Kräuter u. s. w. bestimmte Actenmateriale wog rund 
hundert Centner und wurde bald darnach in drei Partien glücklich att Mann 
gebracht. Daß sich darunter viele Pergamenturkunden mit oder ohne Hängesiegel 
befunden haben, von denen sich die meisten auf das uralte Frauenkloster Traun¬ 
kirchen bezogen, that nichts zur Sache. Ei» damals in Gmunden tvvhnhafter 
Geometer der k. k. Grundsteuerregulirungs - Commission, offenbar ein Kenner, er¬ 
warb dieselben kostenlos von seinem Hausherrn, der sie ja doch nicht zum Dütcn- 
dreheu verwenden konnte, und nahm sie nach Jahresfrist unbekannt wohin mit sich 
fort. Ein anderer Käufer fand unter seiuen Papierschätzeu zwei Origiualdecrete 
Kaiser Josefs II. mit dessen eigenhändiger Namensfertigung, und entzog sie 
hiedurch der Vernichtung. Was man der Aufbewahrung für würdig hielt, wurde
	        
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