Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

Einiges über den Gmundener- oder Traunsee und seine Umgebung. 
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der Gegend nördlich vom Traunsee gelegen, jenem dienstpflichtig waren und von 
ihm als Lehen vergeben wurden.^) Und wenn wir auch keineswegs behaupten, 
daß alle diese Höfe und Huben schon 300 Jahre früher vorhanden gewesen und 
da auf einmal in den Besitz des Frauenklosters übergegangen seien, so wurde 
ihin doch gewiß deren Mehrzahl in trefflicher Fürsorge bereits damals von seinem 
Stifter gewidmet. Weiters übten die Nonnen von Traunkirchen, wie wir später 
sehen werden, auch an einem Punkte des Nordufers des Traunsees selbst verschiedeiie 
grundherrliche Rechte aus, die ihnen sicher schon bei der Gründung des Klosters 
zuerkannt worden waren und welche sie nicht erst später erworben haben konnten. 
Sowohl hier, als in dem zuvor besprochenen Gebiete mußte also Graf Wilhalm 
von Raschenberg, da er fremden Besitz unmöglich vergeben konnte, der 
alleinige Herr von Grund und Boden gewesen sein. Sein Comitat grenzte 
sohin im Norden des Traunsees thatsächlich au das der Grafen 
von Lambach. Die Berührungslinien der beiden Gebiete ergeben sich einerseits 
daraus, daß der Lambach'sche Besitz sich zwar noch im Almthale und um Biechtwang 
ausbreitete, jedoch die Laudach von ihrem Ursprünge bis gegen Kirchham hin 
nicht überschritt, daß er überhaupt nur bis an den Trauufall,"^) und am rechten 
Ufer dieses Flusses bis in die letztgenannte Pfarre vorgeschoben war, und 
andererseits aus der Thatsache, daß die obenerwähnten Güter des Frauenklosters 
Traunkirchen hauptsächlich in jenem Territorium zerstreut lagen, welches im 
Westen von der Aurach?^) im Osten von der Laudach begrenzt, die heutigen 
Pfarrsprengel Ohlstorf, Laakirchen, Pinsdorf, Gmunden und Gschwandt umfaßt.") 
Das Besitzthum der Lambacher Grafen erbte nach dem Aussterben dieses 
Geschlechtes mit Arnold II. (1055) auf Grund einer bestehenden Bluts¬ 
verwandtschaft zum größten Theile Otaker II., Graf von Grabenstatt.") 
Das Comitat dieser Familie lag im Chiemgau (die Umgebung des Chiemsees 
in Baiern), weshalb sie auch kurz die Chiemgauergrafen genannt werden. 
Nach Otakers II. Tode (um 1060) gieng sein Besitz in Oberösterreich auf seinen 
Sohn Otaker III., Markgraf von Steier, über. Dieser nun beerbte bald 
danach den obenerwähnten Grafen Leotold von Rascheuberg, den letzten 
seines Stammes, an welchen ihn verwandtschaftliche Bande knüpften, lind wurde 
so der Herr eines großen Theiles des Landes ob der Ens. Otaker III. verschmolz 
aber das Gebiet der Raschenberger nicht mit dein der Lambacher Grafen, sondern 
hielt die getrennte Verwaltung der beiden aufrecht. So blieb es auch weiterhin. 
Auf Otaker III., welcher um das Jahr 1078 gestorben ist, folgten in directer 
Linie die Markgrafen von Steier: Otaker IV. (ch am 28. November 1122), 
dann Leopold (ch am 26. October 1129), weiters Otaker V. (ch am 1. Jänner 
1164) und endlich Otaker VI??) 
Unter ihm wurde im Jahre 1180 das Gebiet vom Hausruck bis an die 
Ens, von der Donau bis an die Alpen, sohin auch der ganze ehemalige 
Traungau in dem eingangs beschriebenen Umfange durch Auftheilung des Welfen- 
reiches aus dem Herzogthume Baieril ausgeschieden und dein neuen Herzogthume 
Steier einverleibt. Der erste Herzog desselben ivar Markgraf Otaker VI. Mit 
seinem am 9. Mai 1192 erfolgten Tode gieng sowohl sein Privatbesitz als auch
	        
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