Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

70 Einiges über den Gmundener- oder Traunsee und seine Umgebung. 
als zwei Stunden, geübte Schlittschuhläufer aber kaum 40 Minuten. Mitte 
März wurde der See wieder eisfrei und war also volle sechs Wochen geschlossen 
gewesen?*) 
Das letztemal bisher bedeckte sich der Gmundenersee am 7. März 1895 in 
seiner ganzen Ausdehnung mit Eis, doch blieb dasselbe in der Mitte des Sees 
so dünn, daß er seiner ganzen Länge nach nicht überschritten werden konnte. 
Dafür war dies seit Mitte Februar in allen großen Buchten, dann voll Ebensee 
bis etwa 2'5 km gegen Traunkirchen herab, ferner längs der Ortschaft Trallustein 
der Fall, von wo aus sich eine compacte Eisdecke bis nach Altmünster und 
Gmunden ausdehnte. Hier wurde dieselbe am 19. Februar zuerst betreten. Nach den 
Messungen des Capitäils Franz Z e h d e n lvar am 20. Febrliar die Oberflächen- 
temperatur des Seewassers über den tiefsten Stellen bis auf 22 m hinab bereits 
auf -s- 12" C gesunken. Die Eisbildung daselbst wurde aber durch stetige scharfe 
Winde oder kleine Temperaturerhöhungen immer lvieder hinausgerückt. Erst am 
3. März betrug die Oberflächentemperatur + 0-50 C und gleichzeitig trat Schneefall 
eiil, so daß sich nun an dem genannten Tage bei 70 Kälte und Windstille die 
noch offene Seemitte mit Jungeis und sogenanntem „Schneebrod" überzog. Ein 
Weststurin aber zertrümmerte diese Decke wieder. Am 4., 5. und 6. März trat 
bann neuerlich Windstille mit Schneefall und Kälte bis zu 7 ° ein, welche bis zum 
12. März anhielt. Am 7. März, an welchem Tage die Oberflächentemperatur nur 
mehr 0‘30 C betrug, war nun infolge dieser llinftäude der See auch über seiner 
größten Tiefe zilgefroren und hatte sich somit nach dem verhältnismäßig kurzen 
Zeitraume von 15 Jahren abermals complet geschlossen. Diese vollständige 
Eisbedeckung in der Mitte des Sees dauerte fünf Tage, lvas umso bemerkens¬ 
werter ist, als das dünne Eis tagsüber von den Lastschiffen der A. Staininger'schen 
Kalkgewerke, die aus betriebstechnischen Gründen unter allen Umständen das 
jenseitige Ufer zu erreichen strebten, immer wieder zertrümmert wurde. In beit 
Buchten vor Gmunden und darüber hinaus entwickelte sich auch während der 
diesmaligen „Eiszeit des Traunsees" nach dem Muster von 1880 ein reges Leben, 
welches gewiß noch in aller Erinnerung ist. Erwähnt mag noch werden, daß die 
Zahl der Ausflügler auf dem Eise hie und da — der Rarität halber — durch 
Radfahrer verstärkt lvurde. Am 13. März lvar der See in den großen Buchten, 
dann bei Ebensee und Gmunden noch immer geschlossen. Hier hatte das Eis an 
dem genannten Tage noch eine Stärke von 18 cm. Am 21. März zeigte sich dann 
der See bis weit über Ort hinaus eisfrei, am 24. endlich staute sich bei starkem 
Südwinde das letzte Eis in zahlreichen, dünnen Schollen am Ausflusse der Traun 
und passirte denselben, ohne den geringsten Schaden anzurichten?-) 
An dieser Stelle mag auch der Stürme gedacht werden, welche den 
Gmundenersee nicht selten in gewaltigen Aufruhr bringen. Ein Becken von seiner 
Größe ist eben derartigen elementaren Einflüssen viel mehr ausgesetzt, als eine 
kleinere Wasserfläche. In dieser Hinsicht mit Recht gefürchtet ist der von Südwesten 
durch das Thal der Viechtau hereinbrechende, gleichnamige Wind. Aus früherer 
Zeit enthält indessen die Sturmchronik nur spärliche Daten. So lvird zum 
Jahre 1677 von einem „großen Sturm aus dem Gmundenersee" berichtet, welcher
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.