Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

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Einiges über den Gmundener- oder Traunsee und seine Umgebung. 
Schließung des Gmundenersees durch eine zusammenhängende Eisdecke immer erst 
im Spätwinter?'') 
In geschichtlich beglaubigter Weise trat dieses interessante Ereignis in den 
letzten 300 Jahren nur sechsmal, u. zw. 1624, 1684, 1740, 1830, 1880, 1895 
ein.64) Die Intervalle zwischen diesen einzelnen Jahren rechtfertigen also mit 
einer einzigen Ausnahme (1830—1880) keineswegs die in der Umgebung des 
Gmundenersees vielfach verbreitete Meinung, daß derselbe nur alle 50 Jahre 
gänzlich zufriere. Auch kam es wiederholt in viel kürzeren Zwischenräumen zur 
Bildung einer ausgedehnten Eisdecke, wenn auch dieselbe nicht immer den ganzen 
See überzogen hat. Von welcher Tragweite übrigens in früherer Zeit das 
gänzliche Zufrieren des Traunsees gewesen ist, geht aus dem Umstande hervor, 
daß derselbe bis in die zweite Hälfte unseres Jahrhunderts hinein der ausschließliche 
Verkehrsiveg zwischen Gmunden und dem oberen Traunthale gewesen ist. 
Im Jahre 1624 fror der Gmundenersee „in der Faschingszeit" gänzlich zu, 
so daß „die Leute auf der Eisdecke herumwanderten." 66) 1684 schloß sich der 
See am 14. Februar, dem Faschingmontage, gänzlich. Man fuhr mit Hand- 
schlitten und Rossen über das Eis von Gmunden bis Ebensee und riskirte hiebei 
Einzelladungen von sechs Centnern. Auch Vieh wurde über den See getrieben. 
Zu Traunkirchen erlustigten sich die Jesuiten auf demselben mit Kegelspiel. Die 
Eisdecke hielt sich bis zum 4. März, an welchem Tage sie durch Thauwetter und 
starken Südwind zertrümmert und in die Traun hinabgetrieben wurde, wobei ein 
großer Schaden entstand.66) Am 24. Februar 1740, einem Mittwoch, überzog sich 
der Gmundenersee gänzlich mit Eis und blieb durch sechs Wochen völlig geschlossen. 
Während dieser ganzen Zeit unterhielt man zu Verkehrszwecken zwischen Gmunden 
und Ebensee mit großen Kosten einen Fahrcanal im Eise.6') — Das seltene 
Schauspiel wiederholte sich erst wieder nach 90 Jahren, indem der See am 
2. Februar 1830, einem Dienstage, bei völlig heiterem Himmel lind einer Luft- 
temperatur von — 29 4 " C sich vollständig schloß. Nun entivickelte sich alsbald auf 
der weiten Fläche ein reges Leben, welches nicht nur der verschiedenen Kurzweil, die 
man betrieb, sondern auch dem Tagesverkehre entsprang. „Der See", sagt ein Zeit¬ 
genosse, „schien in ein iveites Schneefeld verwandelt zu sein, auf dem die Menschen 
lustwaildelten, die Eisschützen ihre Spielplätze wählten und Schlittentrains hin- und 
hergiengen."68) Am 5. Februar schoben zwei Bürger von Gmunden, Bomayr 
und Spiesberger, eine Kegelkugel in 175 Schüben über das Eis nach Ebensee. 
Sie ist noch heute im Gasthose „zum goldenen Löwen"6!>) aufbewahrt. Am selben 
Tage fieng man auch nach vorheriger Erprobung der Tragfähigkeit des Eises an, 
das Salz von Ebensee nach Gmuilden und in umgekehrter Richtung auch andere 
Frachten mittels Schlitten zu befördern. Jeder derselben trug eine Last von vier 
Centnern und darüber und wurde von einer Person gezogen. Auf diese Weise 
wurden zwei Wochen hindurch täglich 1600 Centner Salz nach Gmunden gebracht, 
dieser Transport aber dann eingestellt. Am 1. März ivar der See wieder 
eisfrei.'6) Als im Jahre 1880 das seltene Ereignis neuerlich eintrat, erregte es 
das freudige Staunen der gegenwärtigen Generation umsomehr, als mit ihm die 
Verkehrscalamitäten einer früheren Zeit nicht mehr verknüpft waren. Nachdem
	        
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