Volltext: Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898)

Einiges über den Gmundener- oder Traunsee und seine Umgebung. 
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größte Tiefe des Sees war man lange Zeit völlig int Unklaren. Wohl erzählt 
die Ueberlieferung, daß Kaiser Max I. einst durch einen guten „Schinwerker"4’7) 
eine Messung der Traunseetiefe habe anstellen lassen. Dieser habe gefunden, daß 
der See in der Nähe des Traunsteins 368 0 (!) tief, weiterhin aber unergründlich 
fei.48) Dieser Glaube an eine unermeßliche Tiefe, welche die Volksphantasie 
überdies mit riesenhaften Wasserungeheuern, den sogenannten „Grundfischen", 
bevölkerte, erhielt sich bis in unser Jahrhundert herein?") Erst im Jahre 1812 
unternahm es der Hauptmann Karl Schmutz des k. k. Linien-Jnfanterie-Regimentes 
Graf Bellegarde die Maximaltiefe des Gmundenersees zu ermitteln und untersuchte 
denselben „an mehr als 20 Stellen mit Vorsicht und Genauigkeit". Er bestimmte 
hiedurch die größte Tiefe des Sees zwischen Trazuikirchen und dem Karbachthale 
mit 96 0 = 182 m, und kam so den Ergebnissen der neueren Messungen nahe."") 
Er schaffte aber damit den Glauben an die Unergründlichkeit unseres Sees noch 
lange nicht aus der Welt. Dies blieb erst den bahnbrechenden, im Jahre 1843 
begonnenen Arbeiten des Professors an der Wiener Universität, Friedrich Simvnh, 
des Begründers einer aiff wissenschaftlicher Basis fußenden Seenforschung vor¬ 
behalten?') Er fand bezüglich des Traunsees eine Tiefe von 191 m. Diese Stelle 
liegt östlich von Traunkirchen und beginnt 450 m vom User entfernt mit einer 
unterseeischen Wand, welche den fast ebenen, sehr festen und schlammfreien See¬ 
grund auf dieser Seite begrenzt. Bon hier aus breitet sich derselbe in östlicher 
und nordöstlicher Richtung weiter aus und umfaßt in dieser Gestalt eine Fläche 
von 1*24 km", welcher mit geringen Schwankungen eine Tiefe von 191 m zukommt. 
Diese Ziffer galt bis in die neueste Zeit als die Maximaltiefe des Gmundener¬ 
sees. Im August 1893 aber lvthete Capitän Franz Zeh den, als er behufs 
Vornahme seiner Temperaturmeffungen die tiefste Stelle im See aufsuchte, zweimal 
hintereinander eine Maximaltiefe von 228 m. Der betreffende Punkt liegt zwischen 
dem ersten und zweiten Drittel einer Geraden, die man sich von der oberen 
Eisenau nach Traunkirchen gezogen zu denken hat?") Der Gmundenersee ist also 
weitaus der tiefste aller Salzkammergutsseen?") Sein tiefster Punkt liegt 194 m 
über dem Meere. Die Höhe des Traunsteins über dem Seespiegel kommt etwas 
mehr als dem fünfundeinhalbfachen der größten Seetiefe gleich. Der vorbeschriebene 
ebene Seegrund steigt gegen Norden zu allmählich an. Im nördlichen Theile des 
Gmundenersees trifft man aber keine so bedeutenden Neigungswinkel mehr an 
wie im südlichen, indem sich die Wannenflanken nur allmählich senken. Hiebei 
bleibt die Ostflanke die steilere und dementsprechend rückt die Linie der größten 
Tiefen, welche im Süden der Mittellinie des Sees folgt, hier an dessen Ostufer. 
Der nördliche Theil des Seebeckens wird von Wällen durchzogen, welche sich an 
die Moränen der Ufer anschließen. Die geschilderten Böschungsverhältnisse erweisen 
sich dort gestört, wo sich kleinere oder größere Wasseradern in den See ergießen. 
Ihre Deltas verleihen den Uferstellen ein sanftes Gefälle, das aber mit dem 
Aufhören desISchuttkegels plötzlich steiler wird. Die Zuflüsse am Ostufer ver¬ 
mögen infolge der großen natürlichen Steilheit der Gehänge nur unbedeutende 
Anschüttungen zu bilden, wogegen diese am Westufer viel stärker entwickelt sind. 
Im unteren Theile des Sees ergaben die Lothringen, welche die Bauunternehmung
	        
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