Volltext: Der gotische Flügelaltar zu Kefermarkt

Hans Tietze1) weist auf die Aehnlichkeit des Hochaltar-Schreines in Mauer (N.-Oe.) 
mit dem Allerheiligen-Altar in Altmünster bei Gmunden (O.-Oe.) vom Jahre 1518 hin; auch 
die verwandte Arbeit des Adamsthaler Altares (Mähren), der früher in der Stiftskirche 
Zwettl (N.-Oe.) war (1516—1525) führt er an. „. . . von den ausführenden Künstlern wird 
nur einer genannt, der im Jahre 1526 eine unbestimmte Summe Geldes „für eine Tafel 
im Chor“ erhielt; daß dieser eine „Magister Andreas Morgenstern“ der Meister, die anderen 
fünf seine Gehilfen waren, ist eine bloße Vermutung. W. A. V. 28, S. 3.“ Vielleicht steht 
Magister Andreas Morgenstern aus Budweis doch damit in einem Zusammenhang, wie 
ja Tietze früher2) bei Besprechung des Steinaltares in der Krypta der Piaristenkirche zu 
Krems zugab: Die Details des Ornamentes und die Typik erinnern weniger an die eigent¬ 
liche österreichische Kunst des Donautales als an einen Bildhauer aus Budweis in Böhmen, 
den Meister Andreas Morgenstern, der den ehemaligen Zwettler Hochaltar (jetzt großen¬ 
teils in der Pfarrkirche in Adamstal in Mähren), etwa 1515—1525 verfertigt hat. In einer 
Schrift (den Beleg kann ich leider nicht angeben) wird A. Morgenstern aus Budweis als 
der Verfertiger des Kefermarkter Altares genannt; auch wurde ich auf den Seitenflügel¬ 
altar in der Stiftskirche Zwettl (N.-Oe.) aufmerksam gemacht; die Madonna zeige Aehn¬ 
lichkeit mit der Kefermarkter Madonna z. B. auf dem Flügelbilde: die hl. 3 Könige. Nach 
einer Mitteilung des Archivars P. Benedikt Hammerl, 0. Cist. im Stifte Zwettl (N.-Oe.), hat 
dort bis ca. 1502 ein Kremser Meister, der in Rechnungen sich finde, leider ohne Namen, 
nur pictor Crembsensis, im Stifte gearbeitet. Von 1500—1501 ist noch der oben genannte 
Flügelaltar vorhanden. Aus der mir vorliegenden Photographie (von Reiffenstein, Wien) 
läßt sich eine gewisse Aehnlichkeit herausfinden. 
Tietze bemerkt weiter zum Flügelaltar in Mauer:3) „Die Reliefs der Seitenflügel 
des Mauer er Altares dürften von einem anderen Künstler herrühren; gegenüber der Uep- 
pigkeit und Erregtheit des Mittelschreines zeigt sich hier größere Einfachheit der Anord¬ 
nung und stille Schlichtheit der Einzelfiguren, Auch dieser Bildhauer erinnert in manchem 
an oberösterreichische Arbeiten; besonders an den Kefermarkter Altar; eine Gestalt wie 
die des hl. Josef klingt an die unpersönlichen Apostelfiguren der dortigen Flügelreliefs 
und zeigt gleichzeitig eine starke prinzipielle Verschiedenheit von den Figuren des Mittel¬ 
schreines. Diese zeigen die volle Beherrschung aller Ausdrucksmittel, eine Kunststufe, die 
sich, im Vollbesitz aller körperlichen Mittel, ihrem heißen Verlangen nach allen Möglich¬ 
keiten des Ausdruckes schrankenlos hingeben darf; jenen eignet noch die zartere Schüch¬ 
ternheit einer älteren Generation, der auch ein schwächeres Relief, ein zarteres Spiel von 
Licht und Schatten als Mittel künstlerischer Wiedergabe genügt, zum Unterschiede von 
der jüngeren Generation, deren malerisches Interesse nach starken Kontrasten verlangte. 
Dies entspricht auch dem zeitlichen Verhältnisse der beiden Altäre. Denn der Kefer¬ 
markter ist wohl auch nicht datiert; die von Pi 11 wein ohne Quellenangabe für ihn an¬ 
gegebene Jahreszahl 1495 findet aber durch den 1497 datierten, dem Altäre stilistisch ver¬ 
wandten Kruzifix in Kefermarkt eine genügende Bekräftigung. Der Kefermarkter Altar, 
dieses hochbedeutende, trotz mancher Pacherschen Anklänge gut oberösterreichische 
Werk, repräsentiert die alpenländische Kunst am Ausgange des XV. Jhd.; ihr gehört nach 
Schulung und Gesamttendenz auch der Meister der Seitenflügel des Mauerer Altares an. 
Vorgeschrittener ist der Hauptmeister des Mittelschreines, der zu den Altären in Zwettl- 
Adamstal und Altmünster vielleicht in persönlicher Beziehung, jedenfalls aber im Verhält¬ 
nisse künstlerischer Verwandtschaft steht.“ 
9 Oesterr. Kunsttopographie, 111. B., S. XIX u. Tafel IV, Fig 191. u. 192. — a) Oesterr. Kunsttopo¬ 
graphie I, S. 28. - 3) Oest. Kunsttop., III. B., S. XIX. 
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