Volltext: Der gotische Flügelaltar zu Kefermarkt

gleich mit den hier (München) zahlreich vorhandenen anderen gleichzeitigen Arbeiten führt 
zu der sicheren Ueberzeugung, daß der Altar von einem österreichischen, also ein¬ 
heimischen Meister gefertigt wurde, dessen Name vorläufig unbekannt ist, der aber mit 
zu den tüchtigsten seiner Zeit gehört. Man darf hoffen, daß die fortschreitende In¬ 
ventarisation in den österreichischen Gebieten Licht über die Frage bringen wird. 
Die „Stimmen aus Maria Laah“, Herder, Freiburg 1905, Februar, schreiben: 
. . (Hochaltar zu Kefermarkt), der neben Pachers Altar zu St. Wolfgang der hervor¬ 
ragendste spätgotische Flügelaltar Oesterreichs ist... Das kostbare, unbemalte Werk wurde 
kaum aus einer Tiroler, sondern aus einer bayerischen Werkstätte bezogen, erinnert es 
doch sehr an den schönen Altaraufsatz in Mopsburg,1) weiterentwickelt ist die Stilisierung 
seiner Figuren in Breisach. 
Mons. Dr. J. Graus, Graz, schreibt:2) . . . Auch erinnert sein figurales Bildwerk 
im Schrein in Hinsicht auf die Behandlung des energisch tief ausgehöhlten und geschwun¬ 
genen Gefältes sehr an den köstlichen Altar im bayrischen Moojburg, was ihn auch 
aus einer Kunstwerkstätte Bayerns (Landshut, München?) entstammen lassen könnte. 
Prof. Dr. Schnütgen verweist3) auf die Pachersche Schule. 
Hans Tietze schreibt:4) „Von spätgotischen Holzskulpturen nenne ich noch einige 
nahezu lebensgroße Kruzifixe (Mank, Kilb, Ruprechtshofen, Fig. 172, 111, 420), unter denen 
der von 1478 datierte in der Melker Stiftskirche (Fig. 259) der bedeutendste ist. Eine 
Vergleichung mit dem 1497 datierten Kruzifixe in der Kirche von Kefermarkt in Ober¬ 
österreich (Abb. in Florian Oberchristi, Der gotische Flügelaltar und die Kirche zu 
Kefermarkt, Linz 1904, S. 60) zeigt die starke Verwandtschaft der beiden und die gemein¬ 
same künstlerische Kultur Nieder-^ und Oberösterreichs auch vor dem Aufblühen des 
Donaustils. 
Ueber den Altar zu Maria Laah am Jauerling, N.-Oe., schreibt Tietze:6) „Fremd¬ 
artig und unösterreichisch muten die geschnitzten Teile des Maria Laacher Flügelaltares 
an,., sowohl die Vollfiguren des Mittelschreines, als die geschnitzten, mit liebevollem 
Detail überfüllten Reliefs der Innenflügel weisen eher auf Schwaben hin und lassen ver¬ 
muten, daß ein wandernder, dort geschulter Geselle diesen Teil der Arbeit in der 
österreichischen Provinzwerkstätte, der wir den ganzen Altar zuzuschreiben haben, 
ausführte; einen ihrer österreichischen Mitglieder gehören die etwas späteren Figür- 
chen in der Bekrönung des Altares an. . . . Die Innenseiten der Innenflügel haben je 
2 Flachreliefs, Holz, modern polychromiert; die Typik, die morphologischen Details, das 
in reichen Strähnen herabfließende Haar, die unruhige und komplizierte Faltenbehandlung 
stimmen mit den Figuren des Mittelschreines so genau überein, daß wir auch die Reliefs 
dem Meister des Mittelschreines zuschreiben können/' 
Auf eine Verwandtschaft des Altares von Kefermarkt mit dem fast gleichzeitigen 
in Maria Laah sei kurz hingewiesen: Die Architektur des Innenraumes, Verkündigungs¬ 
engel mit Schleppträger, das Motiv des Vorhanges bei den Bildern Mariä Verkündi¬ 
gung; — die rundbogigen Doppelfenster mit den 2 Engeln, bezw. Hirten; bei den Bildern: 
Geburt Christi; — die Gruppe: Maria mit dem Jesukind und dem ersten König bei den 
Bildern: die Anbetung der Könige; — ferner die sonst seltenen befiederten Engel in 
Kefermarkt bei der Madonna im Giebel, in Maria Laah bei der Geburt Christi; — die 
Hintergrundlandschaft. • 
9 Bild: Dr. Hoffmann: Der Altarbau im Erzbistum München und Freiburg- München 1905. 
Lindauer, S. 12 — 2) Kirchenschmuck, Graz 1904, S. 178. — 8) „Kölnische Volkszeitung“, 27. Oktober 1904, 
S. 338, Literarische Beilage 43. — 4) Oesterreichische Kunsttopographie, Wien 1909, Ant. Schroll, Band III, 
S. XVII f Bez. Melk. — 5) „Denkmale der Kunst des Mittelalters und der Neuzeit“, I. Band Oesterr. Kunst¬ 
topographie, Politischer Bezirk Krems : S. 25. vgl. S. 274. 
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