Volltext: Der gotische Flügelaltar zu Kefermarkt

Zu St. Georgen a. d. Gusen (damals Filiale von Steyregg) predigte am Dreifaltig¬ 
keitssonntag 1560 ein Verjagter ohne Erlaubnis des Pfarrers, den der Schallenberg, ein 
Anhänger der lutherischen Lehre, einführte: Das Sakramentshäuschen sei ein Narren¬ 
häuschen .... Wozu die Götzen (Bilder) in der Kirche? Man verbrenne sie . . . -1) 
Die Jörger in Steyregg hatten (nach 1581) Kirchen gesperrt, Prädikanten auf¬ 
genommen, den katholischen Pfarrgeistlichen mit Totschlag gedroht.2) 
Schon seit vielen Jahren (vor 1580) .... waren die in der Schloßkapelle zu 
Steyregg gestifteten 3 Beneflzien eingezogen.3) 
Um das Jahr 14764) faßten die Gebrüder Siegmund, Ulrich (IV.), Wolfgang, Grafen 
von Schaumberg, und deren Neffe Georg den Entschluß, dem Franziskaner-Orden .... 
einen Konvent zu bauen und bestimmten hiezu die Kirche zu Pupping. Sie ließen vorerst 
die kleine Kapelle mit Hilfe verschiedener Wohltäter in eine größere Kirche umwandeln, 
erbauten hiezu ein geräumiges Kloster .... Nach 3 Jahren war der Kirchenbau voll¬ 
endet; doch die Einweihung der Kirche zu Ehren der hl. Othmar und Wolfgang durch 
den Passau’schen Weihbischof Albert — Episcopus Salonensis — erfolgte erst am 
10. Mai 1496. . . . Als später die Schaumberger lutherisch wurden . . , ließ die Gräfin Anna, 
geb. Gräfin v. Ortenburg .... die Glocken vom Turme, die Bücher aus der Bibliothek, 
die Paramente samt den geweihten Gefäßen aus der Kirche hinwegnehmen und dies alles 
teils zu Linz, teils zu Eferding auf dem Markte öffentlich versteigern .... Zuletzt mußten 
die Franziskaner flüchten; so fiel die beraubte Kirche den lutherischen Pastoren in die Hände.5) 
Aehnlich dürfte es auch in Kefermarkt gewesen sein. Die evangelischen Herren 
von Zelking und die Prädikanten hatten kein Interesse für die Kirche und Altäre aus 
der katholischen Vorzeit. Gefaßte gotische Altäre brauchen aber sorgfältige Pflege. 
Die Feuchtigkeit der Kirche, besonders an der Nordwand, wo einst der Marien¬ 
altar stand, aber auch im Presbyterium, hat viel zur Zerstörung der Farben beigetragen. 
Die Gemälde und Figuren blätterten ab.6) 
Die Kirche war vielfach gesperrt; die Steinmauern „schwitzen“ aber im Frühjahre 
stark; wenn nicht gelüftet wird, leiden die gefaßten Werke schnell. Auch hatte wohl 
der „Holzwurm“ seine Tätigkeit bereits begonnen. Die Altäre gingen dem Verfalle 
entgegen. Dazu kam das Aufblühen und Vordringen des Barockstiles in unserer Gegend. 
Der gotische Stil, die farbenprächtigen Fenster und das mystische Dunkel der Kirche 
war nicht mehr modern; der Barockstil liebte Licht und warme, lebensfreudige Kunst. 
Man verstand die Gotik nicht mehr; es gab auch keine Künstler mehr, welche die Schäden 
an den gotischen Altären hätten ausbessern können. Gar manche gotische Kunstwerke 
wurden der neuen Richtung geopfert. 
So hat z. B auch der Kaiserdom zu Bamberg . . . 1642—1653 die Stiländerung 
durchgemacht. „Die gotischen Formen galten damals für veraltet .... Die Glasgemälde 
wurden durch gewöhnliches Fensterglas ersetzt, die Flügelaltäre mußten 18 hochgiebeligen 
Altarbauten Platz machen.7) 
Auch der Fiügelaltar zu St. Wolfgang am Abersee wäre im Jahre 1676 bald dem 
Barock zum Opfer gefallen. Hauptsächlich ist es dem bekannten einheimischen Bild¬ 
hauer Thomas Schwanthaler, der den barocken Doppelaltar für St. Wolfgang geschaffen, 
zu verdanken, daß der gotische Altar erhalten blieb. Durch seinen Vorschlag, den neuen 
Altar zum Hauptpfeiler in der Mitte der Kirche zu setzen, entging der Flügelaltar dem 
*) 1. c. S. 84. — J) 1. c. S. 88. — 3) 1. c. S. 89. — 4) Also gleichzeitig mit dem Kirchenbau zu 
Kefermarkt. — ö) Ygl. J. Lamprecht: Der hl. Wolfgang und das einstige Kloster Pupping (O.-Oe.) 1874. 
Pustet, Regensburg, S. 15. — 6) Vgl. die Bilder des Eggelsberger Flügelaltares im Linzer Museum, besonders 
die Rückseite, die der Mauer näher standen. Die großen Flügel vom früheren Altar in St. Leonhard hatten 
die Malerei fast ganz verloren. — 7) Die christliche Kunst, München, XI. Jahrgang, Nr. 1, S. 15. 
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