Volltext: Der gotische Flügelaltar zu Kefermarkt

Ajjnes. Aus dem reichen Baldachin über der Marienstatue wächst eine gestielte 
Konsole heraus, auf der die hl. Agnes steht (T. 22). Die Rechte hält ein Buch, die Linke 
zieht den Mantel empor, unter dem zu Füßen der Heiligen ein Lamm (agnus) sichtbar 
wird. Sie trägt eine einfache Blattkrone. 
Helena- Die oberste Statue in der mittleren Giebelsäule, die hl. Helena, (T. 23 a) 
trägt eine reichere Krone; in der Rechten hält sie ein Kreuz. Die Linke ist abwehrend 
nach unten gestreckt. Der Faltenwurf der Kleidung weicht von dem der anderen Giebel¬ 
figuren ab. (Diese Statue könnte übrigens auch die hl. Margarita darstellen; es dürfte 
ein Symbol verloren gegangen sein.) 
Katharina und Barbara (T. 24 a, T. 25 a). In den nächsten zwei stärkeren 
Türmen sind die beiden Märtyrinen Katharina und Barbara dargestellt (115 m hoch); 
auf der Evangelienseite Katharina mit einem Schwert in der Linken und dem zerbrochenen 
Stachelrad in der Rechten; auf der Epistelseite Barbara mit Kelch und Hostie in der 
Linken; die Rechte zieht den Mantel in schöne Falten. Zarte Blattkronen schmücken das 
Haupt der beiden hl. Jungfrauen. Auf die Aehnlichkeit der beiden Statuen wurde schon 
hingewiesen. 
Prophet. Das Brustbild (T. 26 a) ober der hl. Katharina dürfte einen Propheten 
darstellen. Das Symbol, das er in der Hand hatte, kann nicht mehr bestimmt werden; es 
dürfte eine Schriftrolle gewesen sein. Auf die Aehnlichkeit mit der kleinen Statue im 
Schreine (T. 11c) wurde bereits (S. 29) verwiesen. 
Kirchenlehrer. Ober der hl. Barbara ist das Brustbild (T. 26 b) eines Kirchen¬ 
lehrers. In der linken Hand hält er ein Buch, mit der rechten, um die sich ein Spruch¬ 
band schlingt, zeigt er auf das offene Buch. 
Auch diese Figur zeigt eine gewisse Aehnlichkeit mit der Figur eines Klerikers 
im Schreine (T. 12 b und Detail a, c, vgl. S. 28). 
Diese beiden Brustbilder sind im Vergleich zu den anderen Giebelfiguren auffallend 
schön gearbeitet. Sie sind ganz für die Nahwirkung geschaffen; zweifellos hatten sie ur¬ 
sprünglich einen tieferen Standort. 
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Dos Urbild des Altares. 
Der Altar ist nicht mehr in seiner ursprünglichen Form erhalten. Wer ihn genau 
und eingehend von vorne und rückwärts besichtigen und auf dem Gerüste den ganzen 
gegenwärtigen Aufbau verfolgen konnte, muß zu diesem Resultate kommen. 
Bereits Adalbert Stifter hat (1853) darauf hingewiesen; auch die k. k. Zentral¬ 
kommission für Erhaltung von Kunstdenkmälern hat in ihrem Berichte vom 15. Juli 1853, 
Z. 36/B.-D., an die o.-ö. Statthalterei die gleiche Anschauung ausgesprochen, auf Grund 
„von Mitteilungen mehrerer Mitglieder der Zentralkommission, welche dieses Kunstwerk 
aus eigener Anschauung näher kennen“. 
A. Stifter schrieb unterm 25. Juli 1853 an den k. k. Statthalter: 
. . . Bei Beginn der Renovierungsarbeit wurde der Grundsatz aufgestellt, daß alles 
Mittelalterliche an dem Altar erhalten, daß derselbe von Unreinigkeit gesäubert, dort, 
wo sich unzweifelhaft die Notwendigkeit zeigte, ergänzt und so wieder aufgestellt 
werde, daß er auf lange hin dem künftigen Verfall widerstehen könne. Hiebei wurde 
das Ziel gesteckt, die Teile wieder so aufzustellen, wie sie bei Beginn der Arbeit 
angetroffen wurden1) und es einem künftig zusammenzusetzenden Verein von voll- 
l) Ein Vergleich des Altares mit der Zeichnung Binzers vom Jahre 1848, die bei A. Stifter 1. c. S. 299 
abgebildet ist, bestätigt die unveränderte Wiederaufstellung des Altares bei der Renovierung 1852—1855. 
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