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Der Fliigelaltor vor der Restaurierung 1852.
Aus den vorhandenen Schriften, besonders aus A. Stifters Berichten, läßt sich
ungefähr ein Bild des Hochaltares vor der Renovierung zusammenstellen:
„Die ganze Breite des Presbyteriums unmittelbar vor dem Altäre bis zum Rahmen
des Mittelstückes (Schreines) ist mit einer schwarzen Bretterwand1) verschlagen, in der
sich 2 Türen befinden, die gestatten, daß man um den Altar gehen kann. Vor der ge¬
nannten Bretterwand steht ein moderner Altartisch mit einem Tabernakel, den der alte
Altar nicht hat . . . Auf der Bretterwand stehen außerdem noch vergoldete Büsten, die
vor der Schnitzerei (des Schreines) emporragen und
einen Teil derselben bedecken2.) Da nur der Aufbau
des Altares über der schwarzen Bretterwand hervor¬
ragt und auf dem unglaublich unpassenden schwarzen
Untersatze, wie auf einer Krämerbude sitzt3), machte
der Altar einen unförmlichen Eindruck.
Die Hauptfigur des Schreines, die des hl. Wolf¬
gang, hat man ganz vergoldet, ihr ein neues, unaus¬
sprechlich gemeines und widrig sinnliches Angesicht
gemacht und dasselbe mit roter und weißer Farbe
und mit einem blauen, schön rasierten Barte bemalt.4)
Rint berichtete (S. 19), daß die Statue des hl. Wolf¬
gang teils mit Oelfarbe angestrichen, teils vergoldet
war. Der Kopf dieser Statue hatte noch die Grun¬
dierungsleinwand, die bei der Renovierung 1855 weg¬
genommen wurde. Weil nun im Mittelalter die Grun¬
dierung5) häufig stark aufgetragen und an vor¬
springenden Stellen Leinwand verwendet wurde, bil¬
dete der Leinwandüberzug des Gesichtes eine Art
steife Maske. Von einer dicken, „bemalten Leder¬
maske“, wie sich Ubell berichten ließ6), habe ich in
meiner Heimat Kefermarkt nichts gehört, wohl aber
von der bemalten Leinwand, die steif wie Leder war.
Die Flügel - Reliefs waren vor 1852 gefaßt.
Stifter7) schreibt vom Reliefe „Tod Mariens“: Das
Kissen unter dem Haupte der sterbenden Maria hat man, wahrscheinlich durch die Weich¬
heit und Natürlichkeit verlockt, natürlicher gemacht und es weiß und blau in Gevierten
gestreift angestrichen, wie die Bettüberzüge im Mühlkreise gebräuchlich sind.
Abb. 20. Kefermarkt, Engelsturz.
Stifter hat offenbar die ursprüngliche Bemalung noch vor sich gehabt.
Zweifellos waren auch die andern 3 Bilder in der ursprünglichen Fassung. Vielleicht ist
auch auf den Rückseiten der Flügel und des Schreines die alte Malerei mit der weißen
Farbe abgeschabt worden! Das Flügelbild Geburt Mariens (1481) von Eggeisberg, Innkr., jetzt
im Museum zu Linz, zeigt ein solches weiß und blau in Gevierten gestreiftes Kissen (T. 20 c).
9 Der von Stifter mehrmals erwähnte schwarze Verschlag beim Hochaltar wurde erst um 1684
gemacht. Die Kirchenrechnung 1684 enthält folgende Posten: Für die 4 Brustbilder am Hochaltar, als :
S. Katharina, S. Barbara, S. Elisabeth und S. Apolonia dem Bildhauer in Freistadt ä 2 fl. 15 kr. = 9 fl.
Dem Tischler für die 4 Postamente ä 15 kr. = 1 fl. Dem Maler zu Freistadt für Fasser-Lohn ä 2 fl 30 kr.
= 10 fl. Für die 4 Blumenstöcke (Vasen) dem Bildhauer äl fl. = 4 fl. Dem Maler für Fasser-Lohn 2 fl. 30 kr.
- 2) Stifter 1. c. S. 299. — 8) Stifter 1. c. S. 311. — 4) Stifter 1. c. S. 311. — 5) Stiasny 1. c. S. 122. —
6) Ubell 1. c. S. 14. — 7) Stifter 1. c. S. 311.
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