Volltext: Der gotische Flügelaltar zu Kefermarkt

hatten viele tausend Wurmlöcher, ja Teile zeigten nur von außen eine feste Rinde und 
zerfielen im Innern zu Staub. 
Die Restaurierung bezog sich auf die Erhaltung des Vorhandenen und Ergänzung 
solcher Teile, deren Gestalt unzweifelhaft durch ein vorhandenes Gegenstück gegeben 
war und endlich Vorbeugung vor künftiger Zerstörung. 
Eine Umänderung an der Zusammenstel¬ 
lung der Teile wurde nicht vorgenommen, 
sondern alle Teile wurden genau wieder so hergestellt, 
wie sie vorgefunden worden waren und es wurde einer 
künftigen Kommission von Spezial-Fachmännern über¬ 
lassen, die gegenwärtig unzweifelhaft durch 
spätere Zeiten unrichtig gemachte Zusam¬ 
menstellung abzuändern .... 
Die Grundierung wurde durch heißes Wasser, 
Seifen, Bürsten entfernt. Zum Vorbeugen vor künftigem 
Wurmfraß wurde es mit Kochsalzlösung getränkt und 
wieder sehr gut getrocknet.1) 
Bei den Figuren wurden starke Klüfte nach 
der Benetzung des Holzes mittels Schrauben zwingen 
wieder zusammengepreßt und durch an unsichtlichen 
Stellen angewendete Schrauben zusammengehalten; 
kleinere Klüfte wurden mit Lindenholz ausgesetzt, die 
Wurmlöcher mit Stiften ausgefüllt. Ganz zerfallene 
Teile wurden neu gemacht. Glücklicherweise waren 
diese Teile keine wesentlichen. Als Oberfläche wurde die 
Holzfarbe gelassen. Zum Schutze . . . Kopal-Lack. Dieser 
diente auch als Bindemittel ... er erstarrte. Damit das 
neue Holz vom alten sich nicht unterscheide, wurde es 
mit Asphalt, der in Terpentin und Kopal-Lack aufgelöst 
war, bestrichen. 
Es wurde immer nur ein Teil herabgenommen 
Abb. 18. Kefermarkt, Sebastian-Altar. und nach seiner Vollendung wieder aufgestellt, so daß 
der Gottesdienst nie unterbrochen wurde .... 
Rint übernahm die Arbeit gegen einen Taglohn von 3 fl. (K. M.). Rint besitzt eine 
ungewöhnlich große Geschicklichkeit im mechanischen Holzschneiden, ist aber in künst¬ 
lerischer Hinsicht schwächer, was gerade bei der besagten Arbeit ein Vorteil war, da er 
sich genau nach der Weisung des Gefertigten (Stifter) an das Bestehende hielt, das er, 
wo Teile fehlten, sehr gut nachmachen konnte, und daß ,er nicht versucht wurde, seine 
eigene Arbeit und Ansicht einzumengen . . . .“ 
Stifter berichtet dann, daß er die Arbeit Rints genau überwachte, daß Rint fleißig 
war und daß sich auch der Sohn Rints, Josef, über den Stifter auch voll des Lobes ist, 
schnell hineingearbeitet habe. Stifter hat sich auch bei der Aufstellung von der Festig¬ 
keit des Aufgestellten überzeugt. Die Teile wurden mit eisernen Schrauben, Bändern, 
Stäben und Drähten an ihrer Grundlage und Stangen befestigt und untereinander ver¬ 
bunden, so daß sie, ohne zu stürzen, einer bedeutenden Gewalt widerstehen können. 
J) Stifter berichtet, wie er an einem Holzstücke eine Partie mit Salz getränkt hatte, die andere 
nicht. Nach 22 Jahren zeigte die eine Partie keinen Wurmfraß, während die andere ganz zerfressen war. 
Beim Altar in Kefermarkt hat sich dieses Mittel nicht bewährt. 
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