Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

aneignete. Schon 1775 erhielt er von einer kunstfördernden Gesellschaft eine 
Prämie für einen Holzschnitt, der 1779 unter seinen Illustrationen zu Gays 
Fabeln erschien. 1784 gab er eine neue Folge von Fabelillustrationen heraus 
und 1789 eines seiner Meisterwerke, den „Chillingham Bull“. Seit 1785 be 
schäftigte ihn die Arbeit an seinen Hauptwerken, den Bildern zur „General 
history of quadrupeds“, die 1790 in erster Auflage erschien, und zu der „History 
of british birds“, von der 1797 der erste, 1804 der zweite Band herausgegeben 
wurde (s. Abb.). Liebe und Verständnis für die Natur führte ihn auf dieses 
große Unternehmen, das seine langjährige Arbeit mit großem Erfolge belohnte. 
Den Text zu beiden Werken schrieb sein früherer Lehrer und späterer Genosse 
Beilby unter seiner Mitwirkung. Das Werk seiner Liebe und seiner Muse ist 
sein Lebenswerk geworden. 
Bewick ist nicht nur Techniker, er ist auch Künstler, mit allen seinen 
Vorzügen und Schwächen ein echt englischer Künsder. So stark bei ihm das 
gegenständliche und wissenschaftlich-praktische Interesse, oft auch die morali 
sierende Tendenz mitspricht, er ist überall selbständiger und scharfsichtiger Be 
obachter der Natur, ein feinsinniger, oft humorvoller Schilderer des heimat 
lichen Bodens und seiner Bewohner. Bewick hat fast durchgehends nach eigenen 
Zeichnungen nach der Natur gearbeitet. Die kleinen Genrebildchen am Schlüsse 
der Abschnitte sind nicht weniger fein gezeichnet und farbenreich gestochen 
als die großen Illustrationen und die Tierbilder. Bewicks Talent hätte für große 
Kompositionen wohl nicht ausgereicht, wie er auch im Ornament schwach ist, 
aber in diesen zierlichen Bildchen ist er Meister. Gern stellt er hier die be 
schriebenen Tiere in ihrer Umgebung, ihre Gewohnheiten und ihre Verwendung 
dar, oft aber auch gefällt er sich in freien, humorvollen Genredarstellungen 
und mutwilligen kleinen Scherzen (s. Abb. S. VIII und 566). Auch in den 
Darstellungen der Tiere bilden die Hintergründe von Landschaft und Baumwerk, 
die ihren Aufenthalt charakterisieren sollen, einen Hauptreiz der Holzstiche. 
Die Tiere selber sind höchst lebendig und charakteristisch und machen den Ein 
druck der exaktesten Naturtreue bis in die feinsten Einzelheiten. Besonders die 
Vögel sind Meisterwerke der Auffassung und der präzisesten Zeichnung. 
Dem Charakter der Stichtechnik gemäß herrscht in der Führung der weich 
gebogenen Linien die Längsrichtung vor. Gekreuzte schwarze Linien finden 
sich fast niemals, dagegen sind die Schatten oft durch gekreuzte feine weiße 
Striche aufgehellt. Durch die gleichlaufenden modellierenden Linien erreicht
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.