Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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„peintre de courtisanes“, voll Geist und sinnlicher Lebenslust und seine zahl 
reichen Zeichnungen sind im Wetteifer von den besten Stechern reproduziert 
worden. Vor allen hat sich der Abbe Richard de Saint-Non (1727—1791) 
durch seine Radierungen und Aquatintablätter nach Fragonard ausgezeichnet. 
Er ist der liebenswürdigste Typus des talentvollen Kunstfreundes, ein Kunst 
enthusiast, der sein ganzes Vermögen für seine prächtigen und geschmackvollen 
Publikationen opfert. Für sein „Voyage pittoresque ou description des royaumes 
de Naples et de Sicile“ (1778—1786) läßt er Zeichnungen von den besten 
Künstlern, wie Fragonard, anfertigen und sie von Stechern, wie Cholfard, 
Guttenberg, Berthanet, St. Aubin, Duplessi-Bertaux und anderen unter eigener 
Mitarbeit ausführen. In seinem „Recueil de griffonis“ (1771—1773) hat er 
auf 294 Tafeln Ansichten von Rom und Umgebung, Skizzen nach der Antike 
und nach berühmten Gemälden älterer Meister, nach Zeichnungen von Le Prince, 
Fragonard und Hubert Robert mit größtem Geschick wiedergegeben (s. Abb.). 
Seine Radiertechnik ist der Fragonards nahe verwandt, auch er hat Tiepolo 
eifrig studiert, aber doch eine eigene feine und reizvolle Manier sich zu bilden 
gewußt. Die Wirkung seiner zart und leicht radierten Blätter ist echt fran 
zösisch pikant und unruhig, aber sehr reich an feinen Details undFarbeneffekten. 
Wenn Saint-Non auch nur wenig nach eigenen Zeichnungen radiert hat, so 
nähert sich sein Stil doch so sehr dem der peintres-graveurs, daß er unter ihnen 
genannt werden darf. 
Von den Maiern der Richtung Watteaus und Bouchers sind als Radierer 
noch Michel Barthelemy Ollivier (1712—1784), Pierre Lelu (1741 bis 
1810), von dem 75 Radierungen, 19 nach italienischen Meistern, die übrigen 
nach eigenen Kompositionen, Bacchanale, Ballettszenen in Bouchers Art und 
historische Allegorien, bekannt sind, und besonders Jean Baptiste Greuze 
(1725—1805) der nur zwei Blätter selber radiert hat, hervorzuheben. Bouchers 
Mitschüler Charles Hutin (1705—1776) und Charles Natoire (1700 bis 
1778) haben ebenfalls gelegentlich einige Blätter geätzt. Umfangreicher ist 
das Werk von Natoires Schüler Jean Baptiste Marie Pierre (1713—1789), 
der 40 Blätter, besonders römische Volkstypen und Brunnen mit Nymphen und 
Najaden ausgeführt hat. Charles Parrocel (1688 —1732), sein Schüler 
Franpois Casanova (1727 oder 1730—1802 oder 1805) und sein Enkel 
schüler Philippe Jacques Loutherbourg (1740—1812) pflegen im Anschluß 
an Courtois das Gebiet der Schlachtendarstellung. Loutherbourg hat sich
	        
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