Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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nach Rigaud (1723) gilt als eines der Hauptmeisterstücke französischer Stecher 
kunst. Kaum weniger vollendet sind die Bildnisse des Kardinals Dubois, der 
Adrienne Lecouvreur nach Coypel oder die Blätter kleinen Formates, wie die 
außerordentlich zarte Darstellung des Bischofs Fressan vor der Madonna knieend 
(1718) und das Brustbild der Herzogin von Orleans (s. Abb.). Pierres Neffe 
Claude Drevet (1705—1781) arbeitet in derselben Weise wie sein Oheim 
und sein Vetter, wenn auch nicht mit der gleichen Meisterschaft, Francois 
Chereau (id8o—1729), ein Schüler Gerard Audrans, Louis Desplaces 
(1682—1739) und andere verfolgen die gleichen Bestrebungen. 
Unter den zahlreichen Schülern der Drevet steht Jean Daulle (1703 bis 
1763) obenan. Sein Stich nach Rigauds Selbstbildnis (1741) ist seiner Meister 
würdig. Er hat außer anderen Bildnissen, wie denen Mariettes, Maupertuis’ 
und J. B. Rousseaus auch Gemälde von Metsu, Teniers, Boucher u. a. gestochen. 
Jaques Cherau (1664.—177b), Francois 1 Bruder, Nicolas Dupuis, Nico 
las de Larmessin (1684—1755), Bernard Lepicie (1699—1755) und 
sein Schüler Jean-Joseph Balechou (1719—17Ö4), Daulles Schüler Jac- 
ques-Firmin Beauvarlet (1731—1797) sind ebenfalls vorzügliche Künstler 
dieser Richtung. Sie verfallen aber, wo sie nicht durch ihre malerischen Vor 
bilder zu einer freieren, farbigeren Behandlung und zur Verwendung der Ra 
dierung angeregt werden, schon mehr oder weniger stark in eine metallische 
Glätte der Modellierung und in eine unmalerische, akademisch gebundene 
Linienführung. 
Nur durch die Verkleinerung des Maßstabes der Darstellung und der 
Linienbildungen haben einzelne Künstler mit dieser auf das feinste detaillieren 
den und die Töne zart verschmelzenden Technik kleine Bildnisstiche von ganz 
miniaturartiger Wirkung auszuführen verstanden. Schon im XVI. Jahrhundert 
hatten z. B. die Wierix in kleinen Bildnissen (s. Abb. S. 324) mit der leuch 
tenden und vertriebenen Malerei der Miniaturen zu wetteifern gesucht, und 
auch P. J. Drevet hat einige kleine Stiche in feinster Arbeit ausgefuhrt. Nun 
wird aber diese Gattung des gestochenen Miniaturporträts geradezu als eine 
Spezialität ausgebildet. Der geschickteste dieser Miniaturstecher ist Etienne 
Ficquet (1719—1794)? der in seinen besten Arbeiten, wie dem Lafontaine 
(s. Abb.), Corneille, Fenelon, J. B. Rousseau, den Aquarell- und Tuschtönen 
ähnliche Effekte durch enge Grabstichelarbeit von mikroskopischer Feinheit 
erzielt: „Ein Atzstrich wäre hier wie ein Wollfaden im feinsten Seidengewebe.“
	        
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