Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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In der äußerst fein detaillierten und nuancierten Behandlung der Gewächse 
und des Bodens nähert sich Everdingen, der allerdings immer etwas kleinlich 
bleibt, dem Stil Jakob van Ruisdaels (geb. in Haarlem, idz8 oder 1629, 
gest. id8z), des bedeutendsten der holländischen Landschaftsradierer außer Rem- 
brandt. Hobbema hat keine Radierungen hinterlassen. Von den zehn, sämtlich 
seiner Frühzeit angehörenden Radierungen Ruisdaels zeigen nur die „drei Eichen“ 
von 1646 (s. Abb.) die bildmäßige Abrundung seiner Gemälde. Fast durchgehends 
sind seine Radierungen kaum mehr als Studien nach der Natur, ein Blick in das 
Waldesdickicht, auf eine Mühle am Wildbach und dergleichen, aber doch erfüllt 
von der einheitlichen, kraftvollen Stimmung seiner Gemälde. Die hellen Töne in den 
feinen Umrissen des Laubes und des Astwerks sind so subtil und scharf, daß man 
jedes Blättchen zu unterscheiden und sich bewegen zu sehen glaubt, die tiefen 
Schatten markig, von wundervoller Körperlichkeit. Ruisdaels Arbeiten bezeich 
nen, wenn man von Rembrandt absieht, den Höhepunkt der holländischen Land 
schaftsradierung, ja der graphischen Landschaftsdarstellung überhaupt. Unter 
Ruisdaels Nachfolgern sind hervorzuheben Adriaen Verboom (idz8 bis nach 
1670), Hendrik Naiwinx (geb. 1619?) und Gillis Neyts (geb. um 1630). 
Diesen Künstlern, die die heimatlichen Gefilde oder wenigstens nordische 
Gegenden darstellen, die in ganz nationalem Geiste die Stimmung aus der un 
mittelbaren Anschauung schöpfen, steht eine Gruppe von Maler-Radierern gegen 
über die von den Reizen des Südens gefesselt werden und dem italienischen 
Stil der Linienkomposition folgen. Sie erfassen die Landschaftsbilder nicht in 
so großen Zügen wie die Italiener, sie gehen viel mehr den Einzelheiten und 
Zufälligkeiten der Linien- und Lichtbewegungen nach, ersetzen aber diese 
Kleinlichkeit und Unbestimmtheit der Formenanschauung durch feinere Be 
obachtung und Zusammenstimmung der Luftschichten und durch Vertiefung 
der duftigen Hintergründe. Ihre Bilder sind meist mit Kunst komponiert, aber 
nicht willkürlich und phantastisch, wie die ihrer Landsleute des XVI. Jahrhun 
derts, sondern aus Elementen, die sie ihren Studien nach der Natur entnommen 
haben, zusammengesetzt. Bartholomäus Breenberg (1599—1659?), wohl 
der älteste dieser Meister, begnügt sich mit äußerst zart und glatt radierten 
Ansichten von römischen Monumenten mit passender Staffage. Ähnlich in der 
Technik, aber viel weniger zierlich und sonnig sind die Darstellungen römischer 
Ruinen, die Jan Gerritsz Bronkhorst (1603 bis um iö8.0) meist nach 
Zeichnungen von Cornelis Poelenburg radiert hat.
	        
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