Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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Für die weitere Entwicklung des französischen Kupferstiches im XVI. Jahr 
hunderts sind diese vereinzelten Ansätze, die aus der Nachahmung italienischer 
Technik entspringen, ohne wesendiche Bedeutung. Sie nimmt vielmehr ihren 
Ausgangspunkt von dem breiten Strome neuer künstlerischer Formen, die aller 
dings auch von Italien her in Frankreich eindringen, die aber hier eine dem 
nationalen Charakter, oder wenigstens den höfischen Vorstellungen und Forde 
rungen entsprechende Umgestaltung erfahren. Die Schule von Fontainebleau 
die sich um die von König Franz I. zur Ausschmückung des Schlosses heran 
gezogenen italienischen Meister bildet, ist die Wiege auch der graphischen 
Künste der französischen Renaissance. Einflußreicher als der zuerst vom Könige 
berufene Giov. Batt. Rosso, „Maitre Roux“, der Vertreter des michelangelesken 
Manierismus, wurde für die französische Kunst Francesco Primaticcio, mit dem 
die Kunstweise Parmigianinos in Frankreich eindringt. Dem Sinn der Franzosen 
für Zierlichkeit und zarte erotische Empfindung ist die Kunst des Parmenser 
Meisters innig verwandt, sie hat auch eigentlich in Frankreich mehr als in 
Italien ihre Verbreitung und Weiterbildung gefunden. 
Auch in der Pflege der Radierung ist Parmigianino, der in Italien sich 
zuerst für diese Technik interessiert hat, das Vorbild des Künstlerkreises von 
Fontainebleau geworden. Die italienischen Mitarbeiter Primaticcios, die sich, 
wie Antonio Fantuzzi, Ruggieri da Bologna, wie ferner der Meister L. D. u. a., 
mit der Vervielfältigung seiner Kompositionen befassen, sind schon oben 
erwähnt worden. Die französischen Gehilfen und Schüler des italienischen 
Meisters sind wenig bekannt und wohl auch zumeist unbedeutend gewesen. 
Man darf aber doch Künstler wie den EmailleurLeonard Limousin (um 1544), 
den Maler Geoffroy Dumonstier (tätig um 1543—1547), Rene Boyvin 
d’Angers (tätig um 1563—1580), Jacques Prevost de Gray (tätig um 1535 
bis 1547), Marc Duval du Mans (gest. 1581), Etienne Du Perac (gest. idoi), 
den Schilderer Roms, u. a. m. zu den Radierern, die aus diesem Kreise hervor 
gegangen sind, rechnen. 
Aber auch bei bedeutenderen und selbständigeren Künstlern, die nicht 
unmittelbar zur Schule gehören, läßt sich der stärkste Einfluß der Kunst von 
Fontainebleau nicht verkennen. An erster Stelle kann hier Jean Cousin, der 
tüchtigste und vielseitigste unter den französischen Künstlern dieser Zeit genannt 
werden. Er ist 1522 in Sens geboren und 1594 wohl in Paris gestorben. Als 
Architekt, als Bildhauer, Maler, Glas- und Miniaturmaler und auch als Kupferstecher
	        
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