Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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Künstlerisch etwas anspruchsvoller, aber doch nicht viel leistungsfähiger 
tritt der Kupferstich in den Werken des Jean Duvet auf, der 1485 in Langres 
geboren wurde und vielleicht noch etwas älter ist als die vorher genannten 
Stecher. Er hat Dürers Werke studiert und benutzt sie nicht selten. Vornehm 
lich aber steht auch er im Banne der italienischen Kunst, und zwar ver 
wendet er nicht nur Motive 
aus Kompositionen von Raf 
fael, Mantegna und Leonardo, 
er hat auch die im Anfänge 
des XVI. Jahrhunderts in Mai 
land übliche Kupferstichtech 
nik so geschickt nachzuahmen 
gewußt, daß mehrere Ar 
beiten eines mailändischen 
Künstlers ihm zugeschrieben 
werden konnten. Er model 
liert ähnlich wie die Mailän 
der die Formen innerhalb der 
etwas unsauber gezeichneten 
Umrisse mit Massen von 
kurzen, rundlichen Strichel 
chen, die aber bei ihm viel 
unklarer und unruhiger wir 
ken als bei jenen Stechern. 
Typen und Gewandbehand 
lung zeigen oft leonardeske 
Formen. Sein Flauptwerk ist Jean Duvet. Judas. Ausschnitt aus dem Blatte B. n. 
eine Folge von 24 Bildern 
zur Apokalypse, trotz vielfachen Entlehnungen sehr selbständig und inhaltreich 
in der Erfindung. Interessant sind auch einige Darstellungen der Legende 
vom Fange des Einhorns, die allegorische Anspielungen auf die Liebesgeschichte 
Heinrichs II. und der Diane de Poitiers zu enthalten scheinen. Dem Reichtum 
und der Beweglichkeit seiner Phantasie steht aber nicht eine entsprechende Herr 
schaft über die Formen, die in der Struktur und in den Details, recht mangel 
haft sind, zur Seite (s. Abb.)
	        
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