Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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Brill (1556—1616), Roeland Savery (1576—1639) u. a. radiert. Wie auf vielen 
anderen Gebieten bringt auch in der Landschaftsradierung erst das XVII. Jahr 
hundert für die Niederländer die Erfüllung dessen, was diese Versuche und Be 
strebungen versprechen. 
Seit der letzten Stilwandlung des Lucas von Leyden hatte der nieder 
ländische Kupferstich die Formen der italienischen Hochrenaissance wesentlich 
durch die alte italienische Technik der Marcantonschule wiederzugeben gesucht. 
Erst in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts gelingt es, für die schweren* 
großzügigen Gestaltungen dieser Kunst neue, entsprechende Liniengefuge [zu 
konstruieren. Die mächtige Muskulatur michelangelesker Bildungen, die starken 
Hebungen und Senkungen des Tizianschen Kolorits sucht man nun durch die 
Wucht der einzelnen, stark für sich wirkenden Linie, durch die genährte, in 
der Mitte stark anschwellende, in kühnem Schwünge die Form rundende Taille 
zu bemeistern. Aus dieser Technik, die mit ihren massiven, regelmäßigen* 
weiten Linienzügen auch große Dimensionen zu bewältigen imstande war, ent 
wickelt sich die akademische Kupferstichmanier, [der sogenannte Linienstich, 
der bis in das XIX. Jahrhunderts herrschend geblieben ist. Zunächst ist sie die 
Vorbereitung für die Aufgaben, die eine neue große Kunst im folgenden Jahr 
hundert dem Grabstichel stellen wird. Wie schon ausgeführt wurde, ist diese 
Technik das Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen italienischer und nieder 
ländischer, in Italien tätigen Künstler. Die Carracci und Cornelis Gort teilen 
sich in den Ruhm dieser stecherischen Errungenschaft. Unter den Niederländern 
scheinen es vornehmlich holländische Künstler gewesen zu sein, denen diese 
nicht bedeutungslose Wandlung der Stichtechnik zu danken ist, während die 
flämischen Meister, besonders die Antwerpener, wie wir gesehen haben, die 
Technik nach anderen Richtungen hin ausbilden. 
Cornelis Gort (geb. 1530 in Honn in Holland, gest. 1578 in Rom) 
ist ein Schüler des Hieronymus Cock gewesen. Vasari mißt Cock eine große 
Bedeutung als Stecher bei, wir kennen ihn nur als Radierer und als überaus 
rührigen Verleger von Kupferstichen verschiedener Art, die zum Teil auch von 
ihm selber ausgeführt worden sein mögen. Er hat eine große Anzahl von 
Blättern nach Franz Floris, Heemskerck und Bruegel, Architektur- und Ornament 
zeichnungen nach Johann Vredeman de Vries und andere stechen lassen. Unter 
den zahlreichen Arbeitern, die für seinen Verlag tätig waren, wird sich auch 
Cornelis Gort befunden haben. Gort, der als der Lehrer Annibale Carraccis im
	        
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