Volltext: Kupferstich und Holzschnitt in vier Jahrhunderten

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Baviera (oder Bayera) aus Bologna, der besonders geschickt im Drucken war, 
hatte begonnen, die Stiche Marcantons und anderer Künstler nach Raffaels Kom 
positionen kaufmännisch zu verwerten. Um die Mitte des XVI. Jahrhunderts 
betreibt der Stecher Antonio Salamanca aus Mailand und neben und nach 
ihm Antonio Lafreri aus Burgund, Giovan Giacomo Rossi, Tommaso 
Barlacchi, Nicolo Nelli, Claudio Duchetti und andere mehr in Rom 
dies Geschäft ganz berufsmäßig und systematisch. Sie kaufen ältere Platten auf, 
versehen sie mit ihrer Namensunterschrift, ihrer „Adresse“, und bringen die Ab 
drücke zusammen mit Blättern eigener Arbeit in den Handel. Sie geben daneben 
aber auch neue Platten in Arbeit, beschäftigen wohl gar einzelne Meister oder 
Werkstätten ganz mit der Herstellung der begehrten Stiche für ihren Verlag. 
Daß die künstlerische Auswahl der Stoffe und die Qualität der Arbeit 
durch dies merkantile System auf ein bedenkliches Niveau sinken mußte, liegt 
auf der Hand. Bei der großen Mehrzahl derartiger Erzeugnisse kommt neben 
dem gegenständlichen Interesse das künstlerische fiir die Käufer wie für die 
Stecher wenig mehr in Betracht. Den archäologischen und historischen Studien 
wird besonders Rechnung getragen durch Abbildungen von Antiken, Architek 
turen, Rekonstruktionen, durch Darstellungen von Örtlichkeiten und Ereig 
nissen und durch Bildnisse berühmter Personen der Vergangenheit und Gegen 
wart, die oft in langen historischen Serien veröffentlicht werden. 
Nur einzelne der zahlreichen Kupferstecher, die für die Befriedigung solcher 
Bedürfnisse tätig sind, verdienen als verhältnismäßig tüchtiger eine Erwähnung. 
EneaVico aus Parma (tätig um 1541—1567) hat außer einer Masse flüchtiger 
Arbeiten, besonders in seiner früheren Zeit, eine Reihe feinerer Blätter nach 
Raffael, Michelangelo, Parmigianino, Bandinelli, nach Antiken und besonders 
einige sehr gute Bildnisse ausgeführt. Seine in den früheren Arbeiten kräftigere 
und breitere Schraffirung wird später sehr fein zugespitzt und stark gerundet, seine 
Technik hat ein kalligraphisch sauberes, gelecktes Aussehen. Sehr unternehmend 
und fleißig war auch der Franzose Nicolas Beautrizet (Beatricetto) aus Loth 
ringen, der um dieselbe Zeit eine große Anzahl umfangreicher Blätter, besonders 
auch das jüngste Gericht nach Michelangelo in 11 Platten, und eine Reihe römischer 
Denkmäler für Lafreris Verlag gestochen hat. In ähnlicher Weise arbeiten in Rom 
außer vielen anderen z. B. Nicolo della Casa aus Lothringen, Giov. Battista 
Cavalieri und Mario Cartaro. Dem Geschmacke der Zeit entsprechend wird 
Michelangelo von diesen Stechern Raffael gegenüber stark bevorzugt.
	        
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